Verfahrenstechnik 7/2025 mit Umwelttechnik

VERFAHREN UND

VERFAHREN UND ANLAGENGANZHEITLICHER BEWERTUNGSANSATZ FÜRDIE TABLETTENPRODUKTIONTECHNOLOGISCH UNDWIRTSCHAFTLICH VORNKontinuierlicheDirektverpressungsanlagebestehend aus demkontinuierlichen VerarbeitungssystemFE CPS (rechts),einer RundläufertablettenpresseFE55 (links) undeinem zentralenHMI-Bedienterminal(Mitte)Mit der FE CPS steht Anwendern ein leistungsfähiges System für die kontinuierlicheTablettenproduktion zur Verfügung. Eine entsprechende Investitionsentscheidunglässt sich fundiert treffen, wenn die Vorteile gegenüber klassischen Batchverfahrenbei Produktivität, Effizienz und Nachhaltigkeit in einem ganzheitlichen Blick auf dengesamten Prozess bewertet werden. Hierbei unterstützt Fette Compacting ab sofortmit einer Reihe an Tools zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit auf Basis konkreterKundenangaben. Diese fördern beachtliche Zahlen zutage.Die Vorzüge des Continuous Manufacturing sind vielfachbelegt: Neben höherer Prozesssicherheit, Produktqualitätund Effizienz zählen dazu eine schlankere Entwicklungund flexiblere Produktion. Konkret zeigt das einBlick auf die verfahrenstechnischen Abläufe der kontinuierlichenDirektverpressung: Ein Verarbeitungssystem dosiert die Ausgangsmaterialienpräzise, vermischt sie zur finalen Formulierungund überführt das Pulver direkt in die Tablettenpresse. MehrereSchritte der granulationsbasierten Produktion entfallen damit.Um das Verfahren wirtschaftlich attraktiver zu machen, hat FetteCompacting das Prozess- und Anlagendesign zudem grundlegendüberarbeitet.CONTINUOUS MANUFACTURING NEU GEDACHTDas von Fette Compacting entwickelte System besteht aus einergeschlossenen Dosier-Misch-Einheit und einem speziellen Pulvertransportsystem.Die FE CPS verarbeitet ein breites Spektruman Inhaltsstoffen mit Durchsätzen von fünf bis über 200 Kilogrammpro Stunde und eignet sich damit von der Produktent-wicklung bis zur großvolumigen Fertigung. Sechs Loss-in-Weight-Feeder (LIW) dosieren verschiedene Pulver präzise in einenvon Fette Compacting entwickelten horizontalen Pulvermischermit zwei unabhängigen Mischzonen ohne tote Zone.Dadurch lassen sich Scherenergie, Intensität und Mischzeit flexibelan die Rezeptur anpassen. Anschließend erfolgt die Übergabean den weiteren Tablettierprozess. Die Anlage lässt sich hierbeiauf einer Ebene in bestehende Produktionsräume integrieren,wodurch bauliche Investitionen minimal bleiben.DER WEG VOM PROOF-OF-CONCEPTZUR INVESTITIONSENTSCHEIDUNGDie genannten Vorteile von Continuous Manufacturing sind Pharmaherstellerngrundsätzlich bekannt und gewinnen angesichtsstarken Wettbewerbsdrucks im Bereich Oral-Solid-Dosage an Bedeutung.Am Anfang einer möglichen Einführung steht zunächstder Proof-of-Concept (PoC), der bei Fette Compacting in einemCompetence Center erfolgt. Dort zeigt sich, ob die Herstellung desgewünschten Produkts erfolgreich auf eine FE CPS in Kombinati-16 VERFAHRENSTECHNIK 2025/07 www.verfahrenstechnik.de

VERFAHREN UND ANLAGEN01 Darstellung der Einsparpotenziale im Berechnungstool für denProzessvergleich von Nassgranulation und kontinuierlicher Direktverpressungper FE CPS und Tablettenpresseon mit einer Tablettenpresse übertragbar ist. Für die Etablierungeines neuen Prozesses müssen Unternehmen jedoch weit mehrals den reinen Anlagenkauf berücksichtigen. Dazu gehören auchLogistikfragen, technische, qualitative und regulatorische Anforderungensowie die Vermeidung von Investitionskosten (CapEx-Bewertung, Capital Expenditures) und Betriebskosten (OpEx-Bewertung,Operational Expenditures), um nur einige zu nennen.Daher sind zahlreiche Stakeholder im Unternehmen einzubindenund zu überzeugen, das heißt: Auf den PoC muss eine solideWirtschaftlichkeitsrechnung folgen. In der Praxis zeigt sich jedoch,dass hier viele Ansätze zu kurz greifen, um das Potenzialder kontinuierlichen Produktion zu erkennen – insbesondere beiden „Cost of Goods sold“ (COGS). Diese umfassen alle direktenKosten, die ein verkaufsfertiges Produkt verursacht: Dazu gehörenzum Beispiel Rohstoffe, Produktion, Maschinenlaufzeiten,Energie, Personal, Reinigungs- und Rüstzeiten.Für eine solche ganzheitliche Betrachtung hat Fette Compactingim Rahmen seiner neuen Strategie „Together – from lab toproduction“ Berechnungstools entwickelt, die Unternehmen einebelastbare Entscheidungsgrundlage bieten, um den gesamtenProzess von der Idee bis zum verkaufsfähigen Produkt noch stärkerzu begleiten.WEITREICHENDER PROZESSVERGLEICH ZEIGTEINSPAR- UND KAPAZITÄTSPOTENZIALE„Process Comparison“ heißt das zentrale Berechnungstool, mitdem Unternehmen auf Basis eigener Produktionsdaten erste Einsparungenabschätzen können. Diese Größenordnungsschätzung(„Order of Magnitude“) ist besonders in der frühen Projektphaseentscheidend, da sie über die Weiterführung eines Investitionsvorhabensbestimmt.Das Tool nimmt dabei drei Aspekte in den Blick: Das Einsparpotenzialbei den Betriebskosten unter Einsatz der FE CPS imVergleich zum Ist-Prozess, die (maximale) Kapazitätsplanung inklusiveder genannten Vermeidung zukünftiger Investitionskostenund eine neue Betrachtungsweise für den Tablettendurchsatz.Grundsätzlich lässt sich das System für Produkte verwenden, derenHerstellung bisher per Nassgranulation, Rollerkompaktierungoder Direktverpressung erfolgt.BERECHNUNGSBEISPIEL: UMSTIEG VON DERNASSGRANULATION AUF DIE FE CPSDie höchsten Einsparpotenziale bietet in der Regel der Wechselvon einer klassischen Nassgranulation mit anschließender Tablettierungauf eine Direktverpressung per FE CPS in Kombinationmit einer Tablettenpresse. Grund ist die deutliche Reduzierungder Prozessschritte und benötigten Anlagenteile. In bisherigenKundenprojekten ließen sich 99 Prozent der bisher per Nassgranulationgefertigten Produkte erfolgreich auf eine kontinuierlicheDirektverpressungslinie bestehend aus der FE CPS und einerTablettenpresse übertragen. Für die Analyse stellt der Kunde, gegebenenfallsauch anonymisiert, Prozessdaten wie Bearbeitungszeitenund Personalbedarf bereit: vom Wiegen und Abfüllen überdas Sieben und Mahlen bis hin zum Trocknen, Mischen, Verpressenund Reinigen.02 Maximaloutput im Vergleich zwischen bestehendemEquipment (orange) und bei Einsatz der FE CPSin einer Direktverpressungslinie (türkis)www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/07 17