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Verfahrenstechnik 4/2023

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Verfahrenstechnik 4/2023

MESSEN, REGELN,

MESSEN, REGELN, AUTOMATISIEREN 01 Bauchemische Herstellung – Ansatzvorbereitung sowie Mischund Dispergiervorgänge zur Herstellung der Abdichtungsmasse 02 Userfreundliche, moderne SAP UI5-Dialoge für den mobilen Einsatz den PVC-Sektor angereichert. Follmann Chemie überzeugte die jahrelange, fundierte Prozessindustrie-Erfahrung von IGZ, deren ganzheitlicher Projektansatz und die Absicherung des Projekterfolgs durch eine strukturierte Projektmethodik. Ganz entscheidend waren weiterhin die bei IGZ verfügbaren SAP MII Best Practices, die den strategischen Ansatz, SAP MII als umfängliches MES für alle Bereiche einzusetzen, erst ermöglichen. 01 DURCHGÄNGIGE TRANSPARENZ IN ECHTZEIT Vor Einführung der ersten Phase war speziell im Bereich der Tanks und Silos die Produktionsausfallquote hoch. Der Grund waren meist intransparente Bestände. Es fehlte eine durchgängige Online-Integration und Visualisierung der tatsächlichen Ist-Situation der Bestände. Da daraus resultierend ausschließlich Plan- statt real verwendeter Chargen erfasst wurden, konnte somit auch keine Transparenz sowie Rückverfolgbarkeit ermöglicht werden. Ein weiteres Manko war darüber hinaus, dass Korrekturbuchungen manuell im ERP-Systemvorgenommen werden mussten – das sorgte zusätzlich für einen erheblichen, zeitlichen Versatz. Der ALLE PROZESSE UND BESTÄNDE SIND DURCHGÄNGIG TRANS- PARENT UND ALLE SCHRITTE RÜCKVERFOLGBAR 02 PHASEN-ORIENTIERTES MIGRATIONSKONZEPT Mit einem einheitlichen, standardisierten und rolloutfähigen Template für sämtliche Produktionsbereiche sollen zukünftig diese Herausforderungen gelöst werden. Im ersten Schritt sollte das System Echtzeitübersicht, Transparenz und dadurch deutliche Effizienzsteigerungen ermöglichen – etwa mittels reduzierter Produktionskosten dank integrierter Prozesse und Live-Korrekturen. Weiterhin sollte die Bestandssicherheit gewährleistet und Verbraucherfassungen ermöglicht werden, um die Lieferfähigkeit zu verbessern. SAP MII stand dabei zu keinem Zeitpunkt zur Disposition, denn das MES ermöglicht eine durchgängige Integration vom ERP bis zum Shopfloor, um die oben genannten Anforderungen in einem ersten Schritt umzusetzen. Ein weiterer Vorteil ist die flexible Erweiterbarkeit für künftige Prozessanforderungen, die das Template sukzessive anreichern sollen. Nach der Einsatzanalyse mit den SAP-Ingenieuren der IGZ fiel der Startschuss: SAP MII wurde zunächst im Bereich „Bauchemie“ eingeführt. Konzentriert wurde sich in Phase 1 auf die Verwaltung der Tanklager sowie die Umsetzung des Online-Bestandsmanagements. In Phase 2 wird das im Pilotprojekt begonnene Template um herstellungs- und abfüllspezifische Funktionen für einhergehende papierbasierte Aufwand zur Dokumentation dieser Korrekturbuchungen war enorm. Deshalb bildeten die funktionalen Schwerpunkte bei der Anbindung der mehr als 100 Tanks und Silos die Online-Wareneingangserfassung für Lkw-Anlieferungen mit SAP MES, die Einführung einer digitalen Echtzeitdarstellung von Beständen und verfügbaren Komponenten sowie ein physikalischer Abgleich über verbaute Sensoren. Dazu kamen die Standardisierung der Maschinenintegration mittels OPC-UA und SAP PCo sowie umfangreiche Korrekturfunktionen zur Regulierung von Messungenauigkeiten und Abweichungen zwischen Buchbestand und Realität. Dabei erfolgt nun stets auch ein Bestandsabgleich mit dem SAP ERP-System. Zudem wurde die bestehende Prozessleittechnik angebunden, um chargenreine Entnahmen von Komponenten zu ermöglichen. Die Migration auf das neue System verlief erfolgreich: „Wir haben noch nie so einen reibungslosen Go-Live durchgeführt“, zeigen sich die Projektleiter SAP MES, Florian Dinges und Besnik Selimaj, äußerst zufrieden. Die Piloteinführung von SAP MII im Bereich der Tanks und Silos stellte den ersten Schritt zur Online-Rückverfolgbarkeit und der transparenteren Abarbeitung von Folgeprozessen im Bereich der bauchemischen Herstellung dar. Durch den Wegfall manueller Erfassungen wurden die Prozessqualität deutlich erhöht und der Zeitaufwand minimiert. Heute ist es dank der Online-Maschinenintegration möglich, die Füllstände permanent abzugleichen und frühzeitig Abweichungen zu erkennen, um Folgekosten zu vermeiden – der mit Abstand größte Nutzen für Follmann Chemie. Mit den in den Tanklagerbereichen umgesetzten MES-Funktionen der Phase 1 wurde die Grundlage für den Ausbau eines Templatebasierten, strategischen MES geschaffen. Ein weiteres erreichtes 30 VERFAHRENSTECHNIK 2023/04 www.verfahrenstechnik.de

MESSEN, REGELN, AUTOMATISIEREN Ziel war auch, dass die Follmann-IT und die Key-User mithilfe von IGZ befähigt wurden, zukünftige Funktionserweiterungen und Rollouts auf weitere Produktionsbereiche zunehmend eigenständig vornehmen zu können. GEPLANTE TEMPLATE-ERWEITERUNG Die zukünftige Erweiterung des Templates sieht vor, die Herstellund Abfüllungsprozesse im PVC-Bereich zu digitalisieren. Notwendige Funktionserweiterungen wurden im Rahmen einer sogenannten Delta-Einsatzanalyse durch IGZ im Gesamtkontext nochmals konkretisiert, um auch hier eine verlässliche, operative Grundlage für die Online-Auftragsabwicklung und weitere geplante Rollouts zu schaffen. Zukünftig werden die Werker mittels der IGZ Best Practice „Electronic Work Instruction“ (EWI) Schritt für Schritt über einen übersichtlichen und benutzerfreundlichen Bedienpanel durch den kompletten Herstellungsprozess geführt, was eine prozesssichere Abarbeitung der SAP PP-PI-Steuerrezepte garantiert. Das Best Practice „Interface Management“ stellt die durchgängige Kommunikationsüberwachung mit S/4 HANA und dem Shopfloor (Prozessleitebene, Tanklager, Silos etc.) sicher. Über die IGZ Best Practices „Bestandsverwaltung und Betriebsdatenerfassung“ erfolgt die kontinuierliche Verbrauchserfassung (für Rohstoffe und Zwischenprodukte) sowie Leistungsdatenerfassung zu Personal- und Maschinenzeiten. Damit ist auch die eindeutige Identifikation der hergestellten Produkte im Sinne einer automatisierten Chargenrückverfolgung gewährleistet. Zusätzlich kann das Template zukünftig auch um die SAP EWM (Extended Warehouse Management) Integration für die Ver- und Entsorgung der Herstell- und Abfüllbereiche erweitert werden. VOLLE KONTROLLE UND MEHR EFFIZIENZ Durch die Piloteinführung und die Aufrüstung der vorhandenen SAP MII-Datendrehscheibe zu einer leistungsstarken, MES-gesteuerten Integrationsplattform zwischen SAP ERP und dem Shopfloor wurde bei Follmann Chemie eine fehlerfreie, effizientere Produktionssteuerung mittels Online-Tanklagervisualisierung und chargenreiner Entnahme von Komponenten erreicht. In den Phasen 2 und 3 sollen weitere MES-Funktionalitäten zur prozesssicheren Abarbeitung von Produktionsaufträgen und der vollständigen Rückverfolgbarkeit in allen Produktionsbereichen umgesetzt werden. Dabei stehen zusätzlich noch weitere Funktionen auf der To-Do-Liste wie z. B. die integrierte Qualitätskontrolle mit SAP QM sowie der Ausbau der papierlosen, digitalen Kommunikation zwischen Werkern und Schichtleitern über das SAP MII Message-Cockpit. IT-Leiter Wilhelm Lange von Follmann Chemie signalisiert große Zufriedenheit mit dem gemeinsam Erreichten: „Das SAP MES ist für uns praktisch der alles entscheidende Problemlöser. Damit ist es uns gelungen, schwerwiegende Altlasten in den Griff zu bekommen. Ein Highlight sind die benutzerfreundlichen Werker-Dialoge, die uns alle relevanten Informationen in Echtzeit zur Verfügung stellen.“ Sven Hagedorn, Head of SAP Technology bei Follmann Chemie, ergänzt: „Bis zum Projektstart mit dem Piloten war speziell das Tanklager für uns eine Art Blackbox.“ Heute sind alle Prozesse und Bestände durchgängig transparent und jeder einzelne Schritt rückverfolgbar. „Dabei haben wir ganz hervorragend mit der IGZ zusammengearbeitet“, so Hagedorn weiter. „Die Interaktion war geprägt von Vertrauen und der enge Austausch war konstruktiv, lösungsorientiert und stets auf Augenhöhe.“ Bilder: IGZ www.igz.com Die Migration auf das neue System verlief erfolgreich. Wir haben noch nie so einen reibungslosen Go-Live durchgeführt. Besnik Selimaj, Projektleiter SAP MES, Follmann Chemie 03 Follmann-Hauptstandort in Minden mit einer Gesamtfläche von mehr als 96.000 m² UNTERNEHMEN IGZ Ingenieurgesellschaft für logistische Informationssysteme mbH, Logistikweg 1, 95685 Falkenberg AUTOR Sebastian Klaszka, stellv. Verkaufsleiter SAP Manufacturing; IGZ www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2023/04 31