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Verfahrenstechnik 4/2018

Verfahrenstechnik 4/2018

KOMPONENTEN UND SYSTEME

KOMPONENTEN UND SYSTEME Geschickt abgestimmt Pharmahersteller setzt auf direktgetriebene, drehzahlgeregelte Schraubenkompressoren Um die Produktion im neuen Werk effizienter zu gestalten, lässt ein Pharmahersteller seinen Betrieb nach dem Energiemanagement­ System ISO 50001 zertifizieren. Eine entscheidende Stellschraube für eine wirtschaftliche Arbeitsweise ist Druckluft, die in den unterschiedlichen Anlagen und Maschinen zum Einsatz kommt. Film- oder Brausetabletten, Kapseln, Pellets oder Granulate: Warum werden Arzneien eigentlich in ganz unterschiedlichen Formen angeboten? Einer, der das weiß, ist Christoph Lang, Technikleiter und Prokurist bei der Losan Pharma GmbH. Der international anerkannte Partner der pharmazeutischen Industrie bringt die Produkte der Hersteller in die entsprechende sogenannte Darreichungsform. „Es geht weniger um persönliche Vorlieben, Geschmack oder Farbe des Medikaments, sondern um die zeitgesteuerte Freisetzung des Wirkstoffs im Patienten“, beschreibt er. Die Autor: Florian Brähler, Product Manager, Almig Kompressoren GmbH, Köngen genaue Dosierung sowie die chemisch, physikalisch und biologisch stabile Form der jeweiligen Substanz stellen sicher, wie schnell der Mensch das Präparat aufnehmen und dieses sich entfalten kann. Losan Pharma setzt auf Internationalisierung und befindet sich nach einer Umstrukturierung und Konsolidierung in den vergangenen Jahren auf Wachstumskurs. Neben dem Hauptsitz in Neuenburg am Rhein und dem Forschungslabor in Frankfurt a. M. hat das Pharma-Unternehmen nun seit Sommer 2017 in Eschbach im Gewerbepark Breisgau, nur wenige Kilometer vom Hauptsitz entfernt, seinen dritten Standort eröffnet. „Wir hatten keine Möglichkeiten mehr, uns zu vergrößern“, berichtet Lang. Mit dem neuen Gebäude hat sich das geändert. Auf einer Fläche von 7 400 m 2 verteilt sich die Produktionsstätte auf zwei Stockwerke – und nicht nur im Gebäude ist genügend Platz für zukünftige Erweiterungen, sondern auch Drumherum. Stellschraube Druckluft Bei der Herstellung legt das Unternehmen viel Wert auf effiziente Prozesse. Deswegen hat sich Losan Pharma verpflichtet, den Betrieb nach dem Energiemanagementsystem ISO 50001 zertifizieren zu lassen. Ziel ist die kontinuierliche Verbesserung der energiebezogenen Leistungen. „Gerade bei ständig steigenden Energiekosten prüfen wir ganz konkret, wo wir einsparen können“, erläutert Lang. Eine Möglichkeit, Kosten zu sen- ken, ist eine effiziente Drucklufterzeugung. Denn der teure Energieträger spielt im gesamten Betrieb eine wichtige Rolle. Technikleiter Lang zeigt im Reinraum auf zwei Verpackungslinien. Druckluft dient zum einen als Antriebsenergie, zum anderen als Steuerungsluft für Ventile und Zylinder. „Wenn wir hier alles aufgebaut haben, stehen uns elf Linien zur Verfügung“, sagt er. Diese bestehen unter anderem aus Abfüllanlagen, Pick-&-Place-Systemen, Kartonierern, sogenannten Pushern, die Mangelware aus der Linie stoßen oder wegblasen, Waagen und verschiedenen Verpackungsanlagen. „In der Produktion setzen wir Druckluft zum Beispiel in Tablettenpressen ein – oder als Sperrluft“, weiß Lang. Denn damit es bei der Herstellung mit brennbaren Flüssigkeiten zu keinen Explosionen kommt, werden Gehäuse mit elektrischen Schaltkomponenten mithilfe eines Luftüberdrucks abgedichtet. „Wir nutzen Druckluft auch, um bei der Produktion Filteranlagen von Staub zu befreien oder Lüftungsklappen anzutreiben“, sagt Lang. Eine weitere Anwendung: Manche Filmtabletten müssen mit einem Schutzlack überzogen werden. Düsen sprühen die Partikel mit einer feinen Zerstäuberluft direkt auf das Produkt. Flexible Anpassung Am Hauptstandort in Neuenburg setzt Losan Pharma schon seit der Firmengründung im Jahr 1993 auf Schraubenkompressoren von Almig. Aktuell stehen dort vier 18 VERFAHRENSTECHNIK 4/2018

01 Durch eine effiziente Drucklufterzeugung lassen sich im gesamten Betrieb Kosten sparen 02 Druckluft kommt im Betrieb in unter ­ schiedlichen Anwendungen zum Einsatz – z. B. im Kartonierer als Steuerungstechnik Anlagen. Aufgrund der guten Erfahrungen entschieden sich die Verantwortlichen auch in Eschbach für Maschinen des Anbieters. Wichtig: Im Rahmen des Energiemanagements sollte sich der Verbrauch dieser aufwändigen Energieform an den tatsächlichen Bedarf flexibel anpassen lassen. „Deshalb installierten wir zwei drehzahlgeregelte, direkt angetriebene Kompressoren der Baureihe Variable. Denn diese arbeiten im Vergleich zu anderen Anlagen energetisch am günstigsten“, erklärt Almig­ Gebietsverkaufsleiter Volker Gräschke, der das Pharma-Unternehmen betreut. Durch die Vermeidung von Leerlaufzeiten, den permanenten Lastwechseln und der damit verbundenen höheren Verdichtung lässt sich erheblich Strom sparen. Bei mehreren tausend Lastwechseln pro Jahr kann sich der Energieaufwand beachtlich summieren. „Im Vergleich mit Kompressoren, die im Last-Leerlauf geregelt werden, sparen die Almig-Geräte schon allein damit rund 30 % Energie“, sagt Gräschke. Die Variable 55 lässt sich im Bereich zwischen 2,2 und 10 m 3 /min regeln. Der Betriebsdruck ist zwischen 5 und 13 bar wählbar. „Im Moment arbeiten wir mit 8,8 bar pro Maschine. Damit stehen zusammen etwa 18 m 3 /min zur Verfügung, mehr als wir benötigen“, sagt Lang. Das Ziel ist, den Druck möglichst gering zu halten. Erreichen lässt sich dies, indem Druckluftverluste im Verteilernetz und in den Maschinen permanent kontrolliert und beseitigt werden. Die Steuerung Almig Air Control HE regelt die beiden Kompressoren verbrauchsabhängig im Verbund. Damit kann der Betreiber die Energievorteile der Drehzahlregelung voll nutzen, weil die Anlagen nur so viel Druckluft erzeugen, wie sie tatsächlich verbrauchen. Der Druck bleibt konstant. „Steigt der Verbrauch Richtung Maximalliefermenge einer Anlage, schaltet sich der zweite Kompressor zu. Dabei wird eine Drehzahlreserve beibehalten, sodass keine Druckschwankungen durch Zu- und Wegschalten der Kompressoren entstehen und die Station im wirtschaftlichen Bereich läuft“, erklärt Gräschke. In der Hauptlastphase laufen beide Anlagen mit gleicher Drehzahl synchron. In der Schwachlastphase läuft nur ein Kompressor. Dieser passt sich automatisch an das Verbrauchsprofil an. Ölfrei und trocken Weil Druckluft nicht nur Ventile steuert, sondern auch mit dem Produkt in Berührung kommen kann – wie beim Lackieren der Tabletten – muss sie zur Sicherheit der Patienten die höchste Qualitätsstufe aufweisen und absolut trocken und ölfrei sein. Um jegliche Verschmutzung zu vermeiden, wird die Luft mit Zyklon, Vorfilter, Kältetrockner, Feinstfilter, sowie Aktivkohleadsorber aufbereitet. Für die Überbrückung des Aktivkohleadsorbers, z. B. bei Wartung, wird ein zusätzlicher Aktivkohlefilter in der Umgehungsleitung vorgehalten. Die Kennwerte des Kältetrockners sind an die jeweilige Anlage exakt angepasst. „Ein Vorteil ist, dass die externen Kältetrockner thermisch von der heißen Zone des Kompressors getrennt sind“, sagt Gräschke. „Damit entsteht kein sogenannter Kühlschrank im Ofen.“ Anschließend wird die Druckluft weiter aufbereitet und über ein Sammelrohr mit großem Querschnitt an die Verbraucher geführt. Für eine weitere Energieeinsparung sorgt die integrierte Wärmerückgewinnung. Denn damit fließen rund 75 % der investierten elektrischen Energie in das Heizsystem. „Dazu sind die Maschinen werkseitig mit Wärmetauscher und Wasserregelventilen zur Heizwassererwärmung auf 70 °C ausgestattet“, sagt Almig-Berater Gräschke. Das Wasser, das die Kompressoren kühlt, wird direkt ins Heizungssystem und in verschiedene Lüftungssysteme eingeleitet. Damit ergibt sich besonders in den kalten Monaten ein hohes Einsparpotenzial. Fotos: Fotolia (53466310, Wladimir Bulgar), Almig www.almig.de STILLSTAND IST KEINE OPTION. DER NEUE JDN MINI. 24/7. App AiR-hoists downloaden Anzeige abscannen JDN Mini in 3D erleben Besuchen Sie uns auf der CeMAT vom 23. bis 27.04.18, Halle 24, Stand-Nr. A54 Ein Vorbild an Zuverlässigkeit im 24/7-Einsatz! Der neue JDN Mini bringt konstante, schnelle und präzise Leistung. Die Wartung erfolgt ohne Demontage direkt vor Ort. newgreatmini.com