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Verfahrenstechnik 12/2024

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Verfahrenstechnik 12/2024

Thomas Warnecke

Thomas Warnecke GENERATIONSWECHSEL BEI BRANDSCHUTZSPEZIALISTEN BRENNENDES THEMA Das Unternehmen T&B Electronic feiert dieses Jahr sein 40-jähriges Jubiläum. Dies nahmen wir zum Anlass, uns mit dem aktuellen Geschäftsführer Thomas Warnecke zu unterhalten. Herr Warnecke, Sie haben mit Berufung von Herrn Faru Fakrou zum Geschäftsführer den Generationswechsel eingeleitet. Wie wichtig war und ist Ihnen dieser Schritt? THOMAS WARNECKE: Ein geregelter Generationswechsel war den Gesellschaftern und der Geschäftsführung schon immer sehr wichtig. Zu einer nachhaltigen Geschäftsführung für den langfristigen Erhalt des Unternehmens und der Arbeitsplätze gehört es nach unserer Ansicht zwingend, die Nachfolge rechtzeitig zu planen. Schließlich steht der Zeitpunkt des altersbedingten Ruhestandes für jeden von uns seit über 60 Jahren fest, das ist ausreichend Zeit zur Vorbereitung. Im Übrigen handhaben wir das nicht nur auf der Geschäftsführerebene so: Auch die Ernennung von Herrn Wulf zum Prokuristen und die Besetzung Generationswechsel: Der neue Geschäftsführer Faru Fakrou der Abteilungsleiterpositionen mit jungen Kollegen aus den eigenen Reihen gehört dazu. Diese Kollegen haben wir in ihrer Weiterbildung zur Führungskraft unterstützt, zum Beispiel indem wir berufsbegleitende Studiengänge finanziert haben. Ihr Unternehmen besteht bereits seit 40 Jahren. Wie haben sich die Anforderungen in dieser Zeit bezüglich des Brandschutzes geändert? THOMAS WARNECKE: Der Brandschutz ist in den letzten Jahren wesentlich mehr in den Fokus gerückt. Und zwar nicht nur bei den Versicherern, sondern auch in der Öffentlichkeit. Brandschutz ist neben dem wichtigen Aspekt des Personenschutzes eben auch Umweltschutz. Wenn zum Beispiel ein Recyclingbetrieb oder ein Chemiewerk brennt, dann entweichen eben nicht nur ungefährliche Stoffe, sondern die benachbarten Betriebe oder Wohngebiete werden mit undefinierbaren und unvollständig verbrannten chemischen Verbindungen beaufschlagt. Das zu vermeiden, ist seit unserer Firmengründung 1984 deutlich in der Wertigkeit der Bevölkerung gestiegen. Und machen wir uns nichts vor: Brandschutz erhält auch Arbeitsplätze. Die Zeiten, als ein abgebrannter Produktionsbetrieb garantiert wieder in Deutschland aufgebaut wurde – die sind längst vorbei. Heute wird nach einem Brand sehr wohl geprüft, ob ein Wiederaufbau nicht in anderen Ländern wirtschaftlich sinnvoller sein könnte. Dann sind die Arbeitsplätze in Deutschland weg. Auch das gab es vor 40 Jahren so gut wie nicht. Was sind aktuell die dringendsten/wichtigsten Herausforderungen bezüglich der geschäftlichen Entwicklung von T&B? THOMAS WARNECKE: An erster Stelle ist hier die Personalgewinnung zu nennen. Da wir in hohem Maße auf handwerklich ausgebildete Fachkräfte vor allem im Service mit Montagen und 36 VERFAHRENSTECHNIK 2024/12 www.verfahrenstechnik.de

BETRIEBSTECHNIK 01 So fing es an: Das Unternehmen war in der Tat anfangs in einem Wohnhaus untergebracht 02 Seit über 10 Jahren ist T&B im heutigen Firmengebäude ansässig 01 02 Wartungen angewiesen sind, fällt uns der in Deutschland vorherrschende Akademisierungswahn immer mehr auf die Füße. Eine Gesellschaft, in der sich ein Mitarbeiter entschuldigen muss, wenn er sich bei der Arbeit die Hände dreckig macht und nicht im Büro sitzt, sollte sich einmal selbst hinterfragen. Wenn ich eine Brücke baue, brauche ich Fachleute, die die Brücke planen – und Fachleute, die die Brücke bauen. Und zwar im Verhältnis 1:20 und nicht 20:1, so wie es in Deutschland aktuell der Fall ist. An zweiter Stelle ist der zunehmende Aufwand durch immer mehr gesetzliche Auflagen zu nennen, der mit einer dysfunktionalen öffentlichen Verwaltung einhergeht. Als ein Beispiel ist hier der immer höhere bürokratische Aufwand zu nennen. Und welche Herausforderungen sehen Sie bei der Produktentwicklung/-herstellung? THOMAS WARNECKE: Bei unseren Produkten kommt eine Reihe elektronischer Bauteile zum Einsatz. Die Zeiträume, in denen diese Bauteile verfügbar sind, werden immer kürzer, Abkündigungen kommen mit immer höherer Frequenz. Da jede Änderung von Bauteilen eine neue Zulassung beim VdS nach sich zieht, ist unsere Entwicklungsabteilung bei allen Neuentwicklungen darum bemüht, auf Bauteile mit langfristiger Verfügbarkeit zu setzen und darauf zu achten, dass es für jedes Bauteil mehrere Lieferanten gibt. Sie bieten Schulungen für externe Fachleute an. Wie wichtig ist Ihnen dieses Thema, besonders in Bezug auf vorbeugenden Brandschutz? THOMAS WARNECKE: Wir schulen bei uns im Hause unter anderem Risikoingenieure von Versicherern und die Betreiber unserer Brandschutzsysteme. Den Risikoingenieuren möchten wir aufzeigen, welche Risiken es bei ihren Kunden gibt und mit welchen Konzepten man diese Risiken wirtschaftlich vertretbar minimieren kann. Bei der zweiten Gruppe wollen wir ein Bewusstsein für die Bedeutung einer funktionsfähigen Brandschutzanlage erreichen. Es reicht eben nicht aus, ein Brandschutzsystem zu installieren und es dann „vor sich hin gammeln zulassen“. Brandschutzsysteme müssen gewartet werden. Denn sie müssen nach teilweise jahrelanger Ruhe innerhalb von Sekunden einsatzbereit sein. Nach wie vor gilt: „Brandschutz kann sich innerhalb von Sekunden amortisieren!“ Sie fertigen die Mehrzahl Ihrer Produkte in Deutschland. Viele Unternehmen wandern aus Kostengründen ins Ausland ab. Ist T&B die Produktqualität (oder die kurzen Wege) wichtiger als kurzfristige Gewinnmaximierung? THOMAS WARNECKE: Uns ist es wichtig, regionale Lieferanten zu haben, um unser hohes Maß an Flexibilität zu erhalten. Wir unterscheiden uns von unseren wichtigsten Wettbewerbern durch schnelle Reaktionszeiten. Das schätzen unsere Kunden. Dazu ist es erforderlich, für kundenspezifische Anforderungen 03 Sprühwasserlöschanlage für ein Förderband in einer Recycling-Anlage auch mal schnell mit dem Lieferanten Sonderlösungen umzusetzen. Natürlich spielt bei uns als VdS-zugelassener Errichter auch die Produktqualität eine wichtige Rolle, aber die ließe sich sicher auch durch Zukauf im europäischen Ausland sicherstellen. Zukauf aus asiatischen Billiglohnländern kommt für uns aus Qualitäts-, aber auch aus quantitativen Gründen nicht in Betracht. Kurzfristige Gewinnmaximierung spielt bei T&B ohnehin keine Rolle. Wie schon eingangs gesagt, sind die Gesellschafter an einer langfristigen Unternehmensentwicklung interessiert. Kurzfristige Gewinnmaximierung ist etwas für börsenorientierte Unternehmen mit Geschäftsführern, die Zeitverträge haben und versuchen, in dieser Zeit den Gewinn zu maximieren nach dem Motto „Après nous, le déluge“. Das ist nicht unser Motto. Bilder: T&B Electronic DAS INTERVIEW FÜHRTE GUIDO MATTHES; CHEFREDAKTEUR DER VERFAHRENSTECHNIK www.tbelectronic.eu UNTERNEHMEN T&B electronic GmbH Industriestraße 3, 31061 Alfeld Tel. 05181 909910 E-Mail: info@tbelectronic.de www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2024/12 37