VERFAHREN UND ANLAGEN High Containment- Tablettieranlage mit Isolatortechnologie HOCHAKTIVE WIRKSTOFFE SICHER TABLETTIEREN VON STAUBDICHT BIS HIGH CONTAINMENT Insbesondere bei der Verarbeitung von aktiven und hochaktiven Wirkstoffen, sind Containment-Lösungen erste Wahl. Die sind unverzichtbar, um sowohl den Schutz des Bedienpersonals, des Produkts als auch der Umwelt sicherzustellen und gleichzeitig eine hohe Effizienz zu erreichen. Dieser Beitrag beleuchtet die Rolle von Containment-Technologien in der Tablettenproduktion. Die Pharmaindustrie verzeichnet einen klaren Trend hin zu hochaktiven Wirkstoffen, was durch den wachsenden Marktanteil dieser Substanzen bestätigt wird. Mittlerweile gelten mehr als die Hälfte der neu zugelassenen Arzneistoffe als wirksam, etwa jede vierte Neuentwicklung wird als hochpotent eingestuft. Marktforschungen prognostizieren für die nächsten Jahre ein überdurchschnittliches Wachstum im Bereich der Active Pharmaceutical Ingredients (APIs) und Highly Potent Active Pharmaceutical Ingredients (HPAPIs) von nahezu zehn Prozent. GERINGE DOSIS WIRKSAM Besonders die Fortschritte in der Onkologie und der Präzisionsmedizin tragen zu diesem Wachstum bei. HPAPIs zeichnen sich dadurch aus, dass sie in geringen Dosierungen gezielt kranke Zellen angreifen, wodurch sie eine entscheidende Rolle in der modernen Pharmakotherapie einnehmen. Gleichzeitig stellen diese Substanzen hohe Anforderungen an die Sicherheits- und Containment-Maßnahmen in der Produktion. Im Bereich der pharmazeutischen Tablettierung gewinnen Containment- Lösungen daher zunehmend an Bedeutung, da sie das Personal vor Exposition schützen und den Einsatz von Vollschutzanzügen überflüssig machen. Maßgeschneiderte Containment-Lösungen bieten Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Anwenderfreundlichkeit in einem. Wie leistungsfähig Containment-Anlagen dabei sein müssen, lässt sich mit einem anschaulichen Vergleich aufzeigen: Würde man einen handelsüblichen Zuckerwürfel zu Pulver zerreiben und gleichmäßig in der Hamburger Elbphilharmonie verteilen, entstünde eine Raumluftkonzentration von 5,5 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m3). Das ist ein Wert, der in der pharmazeutischen Produktion täglich eingehalten werden muss. High- Containment-Anlagen für die Verarbeitung hochaktiver Wirkstoffe müssen in Einzelfällen sogar noch deutlich anspruchsvollere Höchstgrenzen bis in den Nanobereich sicherstellen. CONTAINMENT GUARD Als Antwort auf diese Entwicklungen hat Fette Compacting schon vor sieben Jahren mit der Einführung des Containment Guard einen zentralen Beitrag zur Entwicklung neuer Containment-Lösungen geleistet. Das Qualitätszertifikat dient dazu, die Rückhalteleistung von Containment-Tablettiersystemen 12 VERFAHRENSTECHNIK 2024/12 www.verfahrenstechnik.de
VERFAHREN UND ANLAGEN 01 Die neue i Serie von Fette Compacting lässt sich mit passenden Containment-Optionen ausstatten, hier exemplarisch eine Tablettenpresse mit Containment und Prozess-Equipment 02 Kontinuierliches Verarbeitungssystem FE CPS (Frontalansicht li.): Konsequente Trennung zwischen Prozessbereich (Bild re., linke Seite) und Technikbereich (schraffiert) systematisch und reproduzierbar zu messen und zu dokumentieren. Es bietet eine verlässliche Basis für die Auslegung von Anlagen entsprechend dem Aktivitäts- und Toxizitätsgrad der Wirkstoffe. Schon bevor der Betreiber die finale Risikobewertung vornimmt, sorgt der Containment Guard dafür, dass die Systeme den geforderten Sicherheitsstandards entsprechen – weder über- noch unterdimensioniert. In sieben verschiedenen Messszenarien (sogenannten Cycles) werden mit dem Verfahren die spezifischen Containment-Anforderungen einer Anlage bestimmt. Dabei werden Tablettenpressen und Prozess-Equipment in allen möglichen Kombinationen aufgebaut und unter Laborbedingungen in einer festgelegten Reihenfolge nach Betriebsparametern auf ihre Rückhalteleistung geprüft. Zuvor gab es keine empirischen Daten dazu, wie die im Labor ermittelten Rückhalteleistungen mit den Werten aus der Praxis bei Pharmaherstellern übereinstimmten. Erst dieser Vergleich ermöglicht jedoch Rückschlüsse darauf, welche Kriterien bei der Dimensionierung des Containments für Tablettenpressen relevant sind und wie Kosten durch falsch dimensionierte Systeme vermieden werden können. STAUBDICHTIGKEIT IST STANDARD Als technologische Basis für den Bedienerschutz bietet Fette Compacting eine Reihe von Tablettierlösungen an, die bereits in der Standardversion staubdicht sind. Die Tablettenpressen der weltweit bewährten FE Serie sowie der neuen i Serie sind standardmäßig so konzipiert, dass sie staubdicht arbeiten. Diese Maschinen können zudem mit Containment-Optionen ausgestattet werden, um eine vollständige Kontrolle über die Staubemissionen während des gesamten Tablettierprozesses zu erreichen. Durch die Handschuheingriffe sind Wartungs- oder Einstellarbeiten möglich, ohne das Containment zu unterbrechen. Ergänzend dazu gibt es hermetisch abgedichtete Fensterklappen, Rapid Transfer Ports (RTP) für den sicheren Transfer von Bauteilen, Handabsaugungen für manuelle Vorreinigungen und eine permanente Unterdrucküberwachung des Systems. Darüber hinaus hat das kontinuierliche Verarbeitungssystem FE CPS laut Hersteller neue Maßstäbe für das Continuous Manufacturing in der pharmazeutischen Industrie gesetzt. Auch hier spielt eine staubdichte Grundausführung eine bedeutende Rolle. Das System ermöglicht durch seine innovative Anordnung der Komponenten eine effektive Trennung von Prozess- und Technikbereich, was einen grundlegenden Bedienerschutz sicherstellt. Ein Schlüsselelement dieses Designs ist die lineare Anordnung von Loss-in-weight (LIW) Dosierern. Sie bietet eine direkte und kontrollierte Zufuhr von Pulvermischungen ohne die Risiken einer Kontamination oder Exposition gegenüber aktiven pharmazeutischen Inhaltsstoffen. Durch die Implementierung von doppelten Schutzzonen und die strikte Trennung von Produktkontaktteilen und technischen Komponenten durch Edelstahlwände wird eine weitere Sicherheitsbarriere geschaffen. HIGH CONTAINMENT Für die Verarbeitung von HPAPIs hat Fette Compacting verschiedene High Containment-Lösungen entwickelt, die einen maximalen Schutz vor Exposition bieten sollen. Ein zentrales Element dabei ist die Isolatortechnologie mit vollintegrierter Prozesstechnik (Entstaubung und Tablettentester), die eine Barriere zwischen Produktionsprozess und Umgebung schafft und die Partikelexposition auf ein Minimum reduziert. Die entsprechenden Anlagen bieten zudem Wash-in-Place-Technologien (WiP) für eine schnelle und effiziente Reinigung sowie ein Luftmanagementsystem, das die Luftführung kontinuierlich überwacht und reguliert. Ergänzt werden diese Technologien durch eine umfassende Dienstleistungspalette. Dazu gehören Beratungen zur Anpassung der Systeme an kundenspezifische Anforderungen, spezialisierte Schulungen für Bediener sowie kontinuierlicher technischer Support. Fette Compacting bietet darüber hinaus Unterstützung bei der Validierung, um die Einhaltung regulatorischer Vorgaben zu erreichen und sowohl die Sicherheit des Personals als auch die des Produkts zu maximieren. Bilder: Fette Compacting www.fette-compacting.com UNTERNEHMEN Fette Compacting GmbH 21493 Schwarzenbek E-Mail: tablet@fette-compacting.com AUTOR Marcel Issmer, Gruppenleiter Konstruktion bei Fette Compacting 01 02 www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2024/12 13
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