ANTRIEBE BEI DER BIERPRODUKTION MODERNES BRAUEN Bild: Kloster Andechs/ Thomas Einberger Für die gewünschte Steigerung der Produktionskapazität einer Klosterbrauerei mussten die Betreiber eine neue, energieeffiziente Anlage installieren. Das Projekt war seinerzeit die erste Anlage mit dezentraler Technik, die Antriebspezialisten aus Bruchsal für eine Brauerei in Deutschland installierten. Durch steigende Nachfrage nach Biergetränken kommen vorhandene Produktionskapazitäten irgendwann an ihre Grenzen. Deshalb verbessern und optimieren die Verantwortlichen der Andechser Brauerei die Anlagen fortlaufend durch moderne Methoden und Verfahren. Auch vor wenigen Jahren traf man wieder die Entscheidung, für eine höhere Produktionsleistung in neue, zeitgemäße Abfüll- und Transporttechnik zu investieren: Diesmal war, nach fast 30 Betriebsjahren, die Flaschenfüllerei an der Reihe. Dazu Stefan Müller, Leiter Betriebstechnik der Klosterbrauerei: „Die seinerzeit verbauten Komponenten waren nicht mehr auf dem Stand der Technik. Ein weiterer Fokus lag auf der Umweltverträglichkeit der Anlage, vor allem in Hinblick auf den Energieeinsatz. Innerhalb kürzester Zeit sollte der Umbau erfolgen, deshalb wurde für die Füllerei ein neues Gebäude errichtet.“ BEIM AUTOMATISIERUNGSBAUKASTEN ... … Movi-C von SEW kommt laut Hersteller alles aus einer Hand. Mit dem Einsatz der Hardware sinkt die Komplexität, der Bauraum verringert sich und auch die Kosten. Man muss die Komponenten nur anschließen – untereinander verbinden sie sich per Plug and Play. Mit konfigurierbaren Geräten und durchgängiger Steuerungstechnik reduzieren sich die Gerätevarianten, ohne auf Funktionen zu verzichten: Von Sicherheit bis Robotik sind diese integriert, so bleibt die Vielfalt an realisierbaren Bewegungen erhalten. DEZENTRALE INSTALLATION Für den Neubau beauftragte die Klosterbrauerei Andechs die BMS Maschinenfabrik in Pfatter bei Regensburg mit der Entwicklung des Gesamtlayouts der Mehrweglinie. Parallel dazu erfolgte die Implementierung von Transportmodulen im Nass- und Trockenteil. „Bei den Antrieben haben wir uns aus mehreren AUSGEREIFTE TECHNIK HILFT ENERGIE SPAREN UND SCHONT DIE UMWELT Gründen für SEW-Eurodrive entschieden“, berichtet Müller. „Die dezentralen Antriebe Movimot hatten wir schon im Einsatz und gute Erfahrungen damit gesammelt.“ Mittlerweile ist die Abfüllanlage seit vier Jahren in Betrieb, zur vollen Zufriedenheit von Andechser. Die Abfüllleistung konnten die Ingenieure von 20.000 auf 24.000 Flaschen pro Stunde erhöhen. Gleichzeitig reduzierte sich der dafür notwendige Energieeinsatz. Der Materialfluss in der neuen Füllerei stellt sich folgendermaßen dar: Kästen mit leeren Flaschen werden angeliefert und entladen. Dann sie auf Rollenförderern in die benachbarte Füllerei. Dort erfolgt zunächst eine Prüfung auf Unversehrtheit der Gebinde. Falls nicht, wird der Kasten ausgeschleust und manuell ausgepackt. Anschließend wird der Kasten zum Entkorker transportiert, danach zur Flaschenkontrolle. Eine Leerguterkennung prüft in den Kisten, was standardisierte NRW-Flaschen sind, die wir verar- 26 VERFAHRENSTECHNIK 2024/11 www.verfahrenstechnik.de
SPECIAL 01 02 beiten, und was Fremdflaschen sind. Das ist notwendig, weil es im Handel viele unterschiedliche Flaschenformen gibt. Daher kann der Anteil der Fremdflaschen teilweise bis zu 30 % betragen. VON REINIGUNG BIS ABFÜLLUNG Die NRW-Leerflaschen kommen zu einer Flaschenreinigungsmaschine. Neben einem hohen Durchsatz geht sie Ressourcen schonend mit Gas und Frischwasser um. Für mehr Energieeffizienz sorgen auch die Antriebseinheiten Movigear Performance von SEW, die die Zu- und Abführbänder mit den Flaschen antreiben. Nach der Reinigung durchlaufen die NRW-Flaschen einen Inspektor. Der prüft mit Hilfe eines Kamerasystems, mit Infrarot und Ultraschall, ob sich Restflüssigkeit in der Flasche befindet, ob die Flasche verschmutzt ist, einen Riss hat und ihre Mündung in Ordnung ist – kurzum alles, was heute technisch möglich ist. Anschließend gelangen die inspizierten Flaschen über Förderbänder zur Abfüllung. Ein Flaschenfüllerkarussell evakuiert die Flaschen zunächst und spült sie dann mit CO 2 . Zur Vermeidung KLOSTERHINTERGRUND Seit anno 1455 leben Benediktinermönche in Andechs. Hier, etwa 45 km südwestlich von München, oberhalb des Ammersees, befindet sich das Kloster Andechs. Es hat eine eigene Landwirtschaft, mit rund 200 ha Wald und 200 ha Grünland, und die bekannte Brauerei. Daneben gibt es auf dem Berg den Klostergasthof sowie das Bräustüberl, das seit Jahrhunderten als Pilgergaststätte dient. Die klösterlichen Wirtschaftsbetriebe haben heute zusammen etwa 200 Mitarbeiter. Seit dem Jahr 1850 ist das Kloster Wirtschaftsgut der Abtei Sankt Bonifaz in München. Diese wurde 1835 durch König Ludwig I. von Bayern gegründet. 01 Neue Antriebe verringern den Gesamtenergieeinsatz, ebenso konnte der Wasserverbrauch gesenkt werden und durch noch bessere Dosierung von Reinigungsmitteln verringerte sich auch die Umweltbelastung 02 Auch das Zuführband zum Flaschenwascher wird durch energie effiziente Antriebseinheiten angetrieben von Sauerstoffeinlagerung und um den Druck aus dem Getränk auszugleichen, werden sie ein weiteres Mal evakuiert und noch einmal gespült. Die Bierflaschen werden so befüllt, dass sie überschäumen und dann sofort verschlossen. Anschließend wird der Füllstand kontrolliert, die Flaschen abgespült und danach etikettiert. Schließlich packt eine Maschine die Flaschen in Kisten, die anschließend zur Palettierung ins Lager kommen. ANTRIEBE AN DER STRECKE Albert Schenker, Kundenbetreuer bei SEW-Eurodrive, erklärt: „An den zahlreichen Förderstrecken für Kästen und Flaschen wollte der Kunde energieeffiziente Antriebe in dezentraler Technik einsetzen. Somit waren die Antriebseinheiten Movigear Performance aus dem Automatisierungsbaukasten Movi-C prädestiniert. Sie haben die Energieeffizienzklasse IE 5 und lassen sich über Profinet ansteuern, was ein weiterer Wunsch war.“ Die Antriebseinheiten werden für waagerechte Förderstrecken eingesetzt und benötigen daher keine Bremse. Für schräge Förderstrecken, die eine Bremse erfordern, kommen Standard-Asynchronmotoren zum Einsatz, die über motornahe Umrichter Movimot Flexible aus dem Automatisierungsbaukasten Movi-C gespeist werden. Durch seine horizontale Durchgängigkeit – durch alle Elektronikprodukte – lassen sich unterschiedlichste Motortypen mit nur einem Umrichtertyp ansteuern und der Anwender benötigt nur eine Engineeringsoftware. SEW auf der Braubeviale, 7-743 Bilder: SEW-Eurodrive www.sew-eurodrive.de UNTERNEHMEN SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG 76646 Bruchsal E-Mail: sew@sew-eurodrive.de Bild: Kloster Andechs/Argum/ Falk Heller AUTOR Gunthart Mau, Referent Fachpresse, SEW-Eurodrive, Bruchsal www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2024/11 27
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