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Verfahrenstechnik 10/2018

Verfahrenstechnik 10/2018

VERFAHRENSTECHNIK IM

VERFAHRENSTECHNIK IM ALLTAG I SERIE Schutz und Chic Pressen und hohe Temperaturen machen aus Ton keramische Fliesen Ob im Sanitärbereich, auf stark beanspruchten Böden oder als Wandverzierung – Fliesen dienen in vielen Bereichen als robuste Verkleidung. Bei rund 1 000 °C gebrannt, werden aus Ton und anderen Mineralien bunte Scherben. Hauptbestandteil jeder Fliese ist der Werkstoff Ton. Zuschlagstoffe wie Quarz, Kaolin, Dolomite, Flussspat oder Schamotte sorgen dafür, die Eigenschaften der Fliesen gezielt zu beeinflussen. So entsteht die Farbe von unglasierten Keramikfliesen meist durch färbende Oxide, wie Eisenoxid, Mangan- oder Titandioxid. In der industriellen Keramikherstellung werden das Strangpressverfahren und die Pulverpressung angewendet. Beim Strangpressen wird aus einer plastischen Keramikmasse durch Extrusion ein endloses Band als Einzel- oder Doppelfliesen hergestellt und anschließend in Fliesengröße zerteilt. Im Trockenpressverfahren wird speziell aufbereitetes Keramikpulver mit hohem Druck in Formen gepresst und danach gebrannt. Als Scherben bezeichnet man das gebrannte Gemisch verschiedener Mineralien und Beimischungen. Steingut und Steinzeug Steingut ist Keramik, deren Scherben nach dem Brand bei 950 – 1 150 °C eine Wasseraufnahme von mehr als 10 % aufweist. Vorteil ist die gute Bearbeitbarkeit sowie Dekorierungsfähigkeit. Aufgrund der hohen Porosität ist Steingut nicht frostfest und bleibt auf Anwendungen in Innenbereichen beschränkt. Steinzeug dagegen ist definiert als eine Keramik mit einer Wasseraufnahme von unter 3 %. Aufgrund der geringen Porosität ist das Material frostbeständig. Gegenüber dem poröseren Steingut hat Steinzeug eine höhere Dichte und bessere mechanische Festigkeiten. Die Rutschhemmung wird durch die Oberflächenstruktur eingestellt. Die technischen Eigenschaften der Glasur bestimmen die Abriebfestigkeit und die Rutschhemmung. Im Gegensatz zum Steingut wird Steinzeug bei 1 150 – 1 300 °C gebrannt. Durch Zugabe von Flussspat und anderen Flussmitteln kann die Porosität verringert werden. Eine Weiterentwicklung ist Feinsteinzeug (FSZ), das sich durch eine sehr geringe Wasseraufnahme von weniger als 0,5 % auszeichnet. Die Herstellung von Feinsteinzeug erfolgt durch trockene Verpressung von fein aufbereiteten keramischen Rohstoffen mit größeren Anteilen an Quarz, Feldspaten und anderen Flussmitteln unter hohem Druck. Danach wird der Scherben bei 1 200 – 1 300 °C gebrannt. Der Brennvorgang findet in der Regel in Rollen- oder Tunnelöfen statt. Rollenöfen verfügen über eine oder auch mehre Etagen. Hier liegen die Fliesenformlinge auf hitzebeständigen, sich gleichmäßig drehenden Rollen und durchlaufen innerhalb kurzer Zeit, in der Regel zwei Stunden, verschiedene Zonen – die Aufheizzone, die Brennzone und die Abkühlzone. In Tunnelöfen wiederum fahren die Fliesenformlinge auf einem Brennwagen in sehr dichter Reihenfolge durch einen über 100 m langen Tunnel. Dieser Vorgang kann zwei Tage dauern. Für eine Glasur kann ein zweiter Brand erforderlich sein. Und wer sich spielerisch selbst im Fliesenlegen versuchen möchte: im aktuellen Spiel des Jahres „Azul“ legen zwei bis vier Spieler ein Mosaik aus den berühmten portugiesischen Fliesen Azulejo. Je durchdachter das Muster, umso wahrscheinlicher der Sieg. z Foto: Fotolia (#161864267, Roman) 42 VERFAHRENSTECHNIK 10/2018

VORSCHAU IM NÄCHSTEN HEFT: 11/2018 ERSCHEINUNGSTERMIN: 05. 11. 2018 • ANZEIGENSCHLUSS: 18. 10. 2018 01 02 04 03 01 Eine italienische Kellereigenossenschaft verwendet eine Drehkolbenpumpe für verschiedenste Verfahren in der Weinproduktion 02 Dieser Trübungssensor für den unteren Trübungsbereich ist in drei optischen Pfadlängen für Messbereiche 0 – 500 EBC bzw. 0 – 2 000 FAU verfügbar 03 Die magnetisch gekoppelte Stellvorrichtung dieses Siebkorbfiltermodells macht dynamische Dichtungen überflüssig 04 Mit der hier vorgestellten Software hat der Anwender Gefährdungsbeurteilungen, Betriebsanweisungen oder Qualifizierungs- und Schutzmaßnahmen direkt im Blick Der direkte Weg (Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten) Internet: www.verfahrenstechnik.de E-Paper: digital.verfahrenstechnik.de Redaktion: redaktion@verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 10/2018 43