TOP-THEMA I PUMPEN Die Zukunft der Industriepumpe System bringt Bestandspumpen in das Internet der Dinge In der Prozessindustrie wachsen die Anforderungen an Flexibilität, individuellere Produkte und schnellere Produkteinführungszeiten. Mit der Digitalisierung kann das gelingen, aber dafür müssen Komponenten wie beispielsweise Pumpen Industrie-4.0- ready gemacht werden. Ein neues System zur Pumpenüberwachung sorgt dafür, dass Veränderungen des Betriebsverhaltens der Maschine frühzeitig erkannt und Instandhaltungseinsätze besser geplant werden können – ohne dass der Betreiber vor Ort bei der Pumpe sein muss. Vernetzte Schwingungs- und Temperatursensoren direkt an der Pumpe machen die Verfügbarkeit auf Anlagenebene erstmalig transparent. Das System KSB Guard ist für die Nachrüstung ideal: Die Sensoreinheit wird am Lagerträger oder an der Antriebslaterne der Pumpe mit Magnet und Kleber befestigt und kann im laufenden Betrieb ohne Eingriff in die Maschine montiert werden. Eine ebenfalls mitgelieferte Batterieeinheit sorgt für eine autarke Stromversorgung. Jederzeit und überall … Die einmal pro Stunde aufgenommenen Daten werden mittels Funksignal über ein Gateway zur Datenverarbeitung unmittelbar und verschlüsselt in die KSB-Cloud übertragen. Der Anwender kann jederzeit und überall über eine App mit seinem Handy, einem Tablet oder auf einem PC die Zustandsdaten aller überwachten Pumpen abfragen ohne vor Ort sein zu müssen. Neben aktuellen Zustandsdaten und aufgezeichneten Trends sind auch weitere Informationen zur Pumpe mit wenigen Klicks abrufbar – sei es die Betriebsanleitung oder eine Schnittzeichnung. Damit gewinnt der Anwender schnell und einfach einem umfassenden Überblick über den technischen Zustand seiner Pumpenpopulation. Auch im Fall einer Wartung hat der Anwender so alle notwendigen Daten schnell und einfach zur Hand. … schnell reagieren Wenn die mittlere Schwinggeschwindigkeit oder die Temperatur voreingestellte oder selbstgesetzte Grenzwerte überschreitet, erstellt das System Warn- oder Alarmmeldungen. Diese können den Anwender auf Wunsch per E-Mail oder Push-Nachrichten erreichen, damit im Fall der Fälle schnell reagiert werden kann. Ausgelegt ist das neue Gerät für Kreiselpumpen aus dem Fertigungsprogramm des Herstellers und entsprechende Wettbewerbspumpen. Über die zugehörige App oder das Web- Portal kann der Anwender bei seinen ungeregelten Pumpen auch jederzeit den aktuellen Lastzustand und das Lastprofil abrufen. Das neue System baut auf den Technolo gien auf, die bereits in früheren Über wachungsund Analyse-Einheiten zum Einsatz kamen. Fotos: KSB SE & Co. KGaA www.ksb.com 01 Mit dem neuen System zur Pumpenüberwachung lassen sich in wenigen Minuten Bestandspumpen mit dem „Internet of Things“ verbinden 24 VERFAHRENSTECHNIK 1-2/2019
PUMPEN I TOP-THEMA Die Prozessindustrie will schneller und flexibler produzieren und gleichzeitig individuellere Produkte zur Verfügung stellen. Welche Rolle können dabei Schlüsselkomponenten wie Pumpen spielen? Pumpen sind Schlüsselkomponenten für eine Vielzahl von Prozessen. Um schneller und flexibler produzieren zu können, muss Verlass auf die Pumpen und anderes Equipment in der Anlage sein. Ausfälle und Stillstandzeiten zum Beispiel bedeuten hohe Kosten und mindern Geschwindigkeit und Flexibilität. Können Ausfälle und Stillstand solcher Schlüsselkomponenten vermieden werden, indem Betriebsdaten erhoben und ausgewertet werden, ist viel getan für eine flexible und schnelle Produktion. Ein weiterer Faktor ist die Flexibilität der Komponenten selber – eine Pumpe mit Drehzahlregelung zum Beispiel erhöht die Flexibilität in der Anlage. Wenn es also um immer individuellere Produkte und damit auch immer individuellere Prozesse geht, ist es wichtig, die Schlüsselkomponenten dieser Prozesse ebenfalls flexibler zu gestalten. Dass dabei im Falle einer Pumpe mit Drehzahlregelung auch noch Energie gespart wird und die Pumpe durch eine schonende Fahrweise langlebiger ist, sind dazu noch weitere Vorteile. Das Rotating Equipment wird immer stärker mit elektronischen Bauteilen und Sensorik ausgerüstet. Was brauchen Pumpen noch, um dann wirklich Industrie-4.0-tauglich zu sein? Allein Sensorik und Elektronik an Pumpen und anderem Rotating Equipment machen natürlich noch keine Industrie 4.0. Bei einer digitalisierten Fertigungswelt geht es immer um das Internet der Dinge, also um Vernetzung. Erst wenn virtuelle und physische Gegenstände vernetzt sind, ist der Begriff Industrie 4.0 gerechtfertigt. Konnektivität ist damit das Stichwort, und genau das muss entsprechende Sensorik und Elektronik an der Pumpe leisten. Heutige Möglichkeiten der Datenübertragung, -speicherung und -verarbeitung erlauben es, dass zum Beispiel eine Pumpe nicht mit einer zentralen Leitwarte verbunden ist, sondern mit einer Vielzahl relevanter Endgeräte. Informationen liegen damit dezentral vor und können flexibel genutzt und verarbeitet werden. Auch Interaktionen zwischen verschiedenem Equipment werden damit ermöglicht. Und was bedeutet das ganz konkret für den Pumpenbetreiber? Seit September 2018 können Kunden KSB Guard einsetzen – eine vernetzte Überwachungslösung für Pumpen. Schwingungs- 02 Miriam Rischer, Projektleiterin bei KSB und Temperaturdaten werden dabei an der Pumpe aufgezeichnet, darauf basierende Auswertungen können dann ganz einfach am Smartphone oder am Rechner abgerufen werden. Über Meldungen bei ungünstigen Betriebszuständen können Stillstandzeiten sowie Ausfälle vermieden werden. Eine optimierte Wartungsplanung ist mithilfe von Betriebsdaten und Pumpendokumenten möglich, die ebenfalls abgerufen werden können. KSB Guard ist dabei als Nachrüstlösung konzipiert und kann einfach an Pumpen in Betrieb angebracht werden. Damit werden Pumpen schnell und einfach in die Industrie 4.0 überführt – und die Produktion insgesamt wird effizienter, schneller und flexibler. Wie gehen Sie bei der digitalen Transformation mit dem Thema Security um? Security ist überaus wichtig und bedeutend. Können die richtigen Daten in die falschen Hände gelangen, kann das schlimme Folgen haben. Deshalb hat Cybersecurity für KSB die höchste Priorität. Konkret hat das Auswirkungen sowohl auf die Entwicklung selbst als auch auf die Auswahl der Partner, mit denen zusammengearbeitet wird. Nur mit den richtigen Partnern können sichere Produkte entworfen werden. Welche Rolle spielt in Zukunft das Thema Dienstleistung für KSB? Gerade im Bereich Industrie 4.0 sind Kooperationen mit Partnern häufig ausschlaggebend und schlichtweg notwendig, um Projekte im Umfeld der Digitalisierung zu realisieren. Eine besondere Rolle bei solchen digitalen Projekten spielt bei KSB das Business Innovation Lab, das nun bereits seit zwei Jahren existiert. Im Business Innovation Lab werden verschiedenste Themen auf eine neue Art und Weise bearbeitet. Methoden des Design Thinkings werden genutzt, um kreative und neuartige Lösungen zu finden. Kundenorientierung spielt dabei eine Schlüsselrolle. Nur zusammen mit den Anwendern können neuartige Geschäftsmodelle entwickelt oder bestehende verbessert werden. Nach der Geschäftsmodellentwicklung im Business Innovation Lab findet die Umsetzung häufig in einer sogenannten Skalierungszelle statt – auch hier kann ein Team gemeinsam und mit voller Konzentration auf das Thema an der Umsetzung arbeiten. (eli) VERFAHRENSTECHNIK 1-2/2019 25
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