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Verfahrenstechnik 9/2019

Verfahrenstechnik 9/2019

TOP-THEMA I CHEMIE- UND

TOP-THEMA I CHEMIE- UND PHARMALOGISTIK Vor fast 70 Jahren wurde die erste elektrische Fasspumpe entwickelt. Viele Produktgenerationen später leisten Fass- und Exzenterschneckenpumpen bei der Abund Umfüllung noch immer gute Dienste. Dabei können neben niedrig- und hochviskosen Medien auch aggressive oder brennbare Fluide abgefüllt werden. Die axial wirkenden Kreiselpumpen sorgen für einen pulsationsfreien, die Exzenterschneckenpumpe für einen scherarmen, pulsationsarmen Fördervorgang. Doch die einfache Pumpe war gestern: „Kundenspezifische Gesamtlösungen werden immer wichtiger“, sagt Jürgen Rabenseifner, Vertriebsleiter bei der Flux Geräte GmbH. „Daher haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir Anwendern eine optimale Abfüllstation anbieten können.“ Ergebnis ist ein Baukastensystem, das neben unterschiedlichen Fasspumpen mit Motor und Schlauch auf der Zuführseite auch verschiedene Waagen, eine Steuerung und bei Bedarf auch Rollenbahnelemente auf der Abfüllseite enthält. „Auf der Achema haben wir letztes Jahr einen ersten Prototypen gezeigt, der zur Serienreife weiterentwickelt wurde“, so Rabenseifner. Flexible Auswahl Aus einer Hand Eichgenaues Abfüllen mit System Öl, Essig und Aromen – in der Lebensmittelund Kosmetikindustrie ist die Abfüllung von unterschiedlichsten Medien ein essenzieller Bestandteil aller Prozesse. Ein neues Abfüllsystem optimiert das Handling und bietet eine ergonomische und vor allem geräuscharme Arbeitsumgebung. Zum Start fokussiert sich Flux auf einen modularen Baukasten mit zwei Grundvarianten: für nieder- und hochviskose Medien. Die Behälterhöhen können je nach Vorgabe maximal 250 mm oder 400 mm betragen. Mit den Waagen lassen sich Maximalgewichte bis 15, bis 30 und bis 50 kg abdecken. „Wenn man alles durchmultipliziert, kommt man auf 26 Varianten“, erklärt der Vertriebsleiter. „Davon haben wir einige gestrichen, von denen wir dachten, die werden nicht bestellt, denn die Kombinationen machen nicht viel Sinn.“ Doch natürlich kam es anders: „Die erste Kombi, die wir verkauft haben, war genau eine, die wir ausgeschlossen hatten – für schmale, aber hohe Behältnisse“, erzählt Rabenseifner schmunzelnd. Durch den modularen Aufbau des Systems war jedoch auch dieser Kundenwunsch einfach zu erfüllen: „Wir mussten die Waage austauschen und dann hat alles gepasst.“ Viele Möglichkeiten Autorin: Dipl.-Chem. Katja Friedl, Redakteurin, Vereinigte Fachverlage GmbH, Mainz Das System kann niedrigviskose Flüssigkeiten bis 1 000 mPas, hochviskose Flüssigkeiten bis 25 000 mPas sowie schäumende

01 Es können Gebinde mit einer Höhe von bis zu 400 mm befüllt werden 02 Ein mechanischer Anschlag sorgt für die richtige Positionierung der Behälter 03 Sebastian Morning startet die Abfüllung mit einem Klick Medien abfüllen. Bei den Gebinden können Weithalsflaschen, Schraubdosen, Klemmdeckeldosen, Kanister, Eimer usw. bis zu einer Höhe von maximal 400 mm, mit einem minimalen Spundloch-Durchmesser von 40 mm befüllt werden. Als Abfüllverfahren stehen drei Varianten zur Verfügung: Die Über spiegel-Abfüllung eignet sich für unproblematische, nicht schäumende Medien in offene Gebinde ebenso wie die Unterspundloch-Abfüllung, wenn in Spundlochgebinde abgefüllt werden soll. Schäumende und problematische Medien lassen sich unterspiegel abfüllen. Momentan ist das Abfüllsystem auf ca. 30 l/min ausgelegt – bei dickflüssigen Medien kann dieser Wert auf 10–15 l/min sinken. „Natürlich gehen auch die Verfahrwege in die Zykluszeiten ein, aber wir rechnen mit etwa 100 bis 500 Gebinden pro Tag“, schätzt Morning. Gerade wenn viele unterschiedliche Gebinde befüllt werden müssen, spielt die Anlage ihre Stärke aus. Durch die Kombination von Grob- und Feindosierung lassen sich kurze und präzise Abfüllzyklen realisieren. So ist ein exaktes, eichgenaues Abfüllen gemäß Fertig- PackV möglich – je nach Systemkonfiguration von 0,5–50 kg. Sehr wichtig war den Entwicklern von Flux auch das automatische Ein- und Ausschalten der zuführenden Pumpe über das System. „Wenn die Pumpe abgeschaltet wird, solange sie nicht fördern muss, sorgt das einfach für weniger Geräuschbelastung am Arbeitsplatz“, erklärt Jürgen Rabenseifner. Alles in Edelstahl Um die Variantenzahl zu reduzieren und den Kunden eine hochwertige Anlage zu bieten, die sich gut reinigen lässt, setzt Flux auf Edelstahl. Sebastian Morning, projektverantwortlicher Produkt entwickler betont, dass das natürlich nicht alles sei: „Wir haben das System mit Sicherheitsfeatures ausgestattet – zum Beispiel mit einer Tara-Kontrolle. Damit ist die Anlage in der Lage, das Gebinde zu erkennen. Der Abfüllvorgang startet nur, wenn Gebinde und Programm zusammenpassen.“ Die Programme selbst können individuell in der Steuerung hinterlegt werden. „Für die Einrichtung gibt es andere Berechtigungen als für die Bedienung“, führt Morning aus. „Der Bediener muss nur den Startknopf drücken und sich um die Zuführung der Gebinde kümmern. Sollte er das Gebinde aus Versehen so unter die Fülllanze positionieren, dass diese nicht das Spundloch, sondern den Kanister selbst trifft, wird die Abfüllung erst gar nicht gestartet und das Dosierventil fährt wieder in den Ausgangszustand zurück.“ Einfache Reinigung Das System kann dauerhaft bei 100 °C betrieben werden, kurzfristig auch bis 130 °C. Die Reinigung der medienberührten Teile erfolgt auf Wunsch per CIP, aber auch die Demontage und manuelle Reinigung ist mit wenigen Handgriffen zu bewältigen. Das einfache Handling von Motor und Fasspumpe ermöglicht kurze Umrüstzeiten. Zur Auswahl stehen verschiedene Fasspumpen mit und ohne Gleitringdichtung, Versionen für größere Eintauchtiefen, horizontale Pumpen sowie Mischpumpen. Die Fass- und Containerpumpen von Flux gibt es in Ausführungen mit Ex-Schutz, mit 3A-Zertifizierung sowie als Food-Pumpen „Durch die Kombination von Grob- und Feindosierung lassen sich kurze und präzise Abfüllzyklen realisieren.“ (konform gemäß Verordnung (EG) 1935/ 2004 sowie FDA CFR 21). Für typische Anwendungen sind bereits vorkonfektionierte Pumpen-Sets erhältlich. Auch bisher lassen sich schon halbautomatische Abfüllsysteme konfigurieren – allerdings in Kombination mit einem Durchflussmesser. Als nächstes Feature steht für das halbautomatische Abfüllsystem mit Wägetechnik – Flux-Fill WT – der Ex-Schutz auf dem Programm. Aber auch Absaugeinrichtungen oder die automatische Verschließung von Behältern sind denkbare Optionen. Jürgen Rabenseifner: „Denkbar sind zum Beispiel Zu- und Abführeinheiten, die auch noch angetrieben werden könnten, wenn der Kunde das möchte. Momentan bieten wir schon Rollenbahnmodule, mit denen man die Gebinde zuführen oder weitertransportieren kann – einfach um das Handling zu erleichtern – vor allem bei großen Abfüllgewichten.“ Fachpack: Halle 3, Stand 521 Fotos: Flux, Fotolia (#77520811, Okea) www.flux-pumps.com VERFAHRENSTECHNIK 7-8/2019 9/2019 45