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Verfahrenstechnik 9/2018

Verfahrenstechnik 9/2018

BETRIEBSTECHNIK I TITEL

BETRIEBSTECHNIK I TITEL Eine für alles Flexible Energieketten in der Getränkeabfüllung Brauereien und Mineralbrunnen arbeiten bei der Abfüllung mit hohen Durchsätzen: 4 000 Kästen und andere Gebinde werden pro Stunde palettiert und depalettiert. Das stelle hohe Anforderungen an die Technik. Für die Energiezuführung zu den Achsen und Greifern kommen flexible Energieketten zum Einsatz. Flaschengrün ist die „Hausfarbe“ der Anlagen von Beyer Maschinenbau in Roßwein/Mittelsachsen. Das Unternehmen, das auf eine mehr als 150-jährige Geschichte zurückblicken kann, hat sich als Spezialist etabliert, wenn es um das automatisierte Handling von Flaschen und Getränkekästen geht. Zu den Kunden gehören kleine und große Mineralbrunnen, Brauereien und Safthersteller, aber auch die zahlreichen Logistik-Unternehmen, die das Leergut-Handling von Mehrwegflaschen übernehmen. Die Anlagen von Beyer stapeln und transportieren Getränkekästen, sortieren und packen Leergut, palettieren volle Kästen und packen vollautomatisiert Flaschen in Kästen. Häufig projektiert und fertigt Beyer auch komplette Anlagen mit automatisierter Zu- und Abfördertechnik einschließlich der dazugehörigen Identtechnik und der Anbindung an die entsprechenden IT- Systeme. Dabei kommen niemals Anlagen „von der Stange“ zum Einsatz. Konstrukteur Peter Nowotny: „Wir fertigen keine Serienmaschinen, sondern passen die Anlagen immer an die individuelle Aufgabe und die baulichen Gegebenheiten an.“ Die MultiPac-Packer und die Palettierer der MultiPal-Serie gehören zu den Maschinenbaureihen, die Beyer am häufigsten fertigt. Bei den Palettierern kann sich der Anwender zwischen zwei Grundkonstruktionen entscheiden: Die MultiPal-L-Anlagen sind mit zwei Linearachsen ausgestattet, die MultiPal-DS mit einer Drehsäule, die Beweglichkeit in bis zu vier Achsen ermöglicht. Beide Anlagentypen können neben Kästen auch Trays, Kartonagen und Kegs palettieren und depalettieren und übernehmen das Paletten-Handling gleich mit. Hohe Fertigungstiefe, sorgfältige Komponentenauswahl Beyer arbeitet mit hoher Fertigungstiefe und kümmert sich intensiv um die optimale Auswahl der zugekauften Komponenten – z.B. der Energieketten. Hier überzeugte die E4.1-Serie von Igus das Unternehmen zum Beispiel durch höhere Torsionsstabilität der bis dahin eingesetzten Wettbewerbskette. Das war die Kette der Wahl für Beyer, die daraufhin in der Version E4.28 (der Name steht für Energieketten der Serie E4.1 mit 28 mm Innenhöhe) quer durch die Anlagenbaureihen und -größen eingesetzt wurde. Peter Nowotny: „Unser Ziel ist es, nach dem Motto ‚Eine für alles‘ interne Standards zu verwenden – nicht nur bei den Energieketten. Das vereinfacht die Konstruktion und erhöht auch deren Qualität.“ Vielseitige Energiekette in der Light-Version Mit dieser Kette waren sowohl die Beyer- Konstrukteure als auch die Anlagenbetreiber sehr zufrieden. Aber nach dem Motto Autor: Lars Braun, Leiter Branchenmanagement Verpackungstechnik, Igus GmbH, Köln 36 VERFAHRENSTECHNIK 9/2018

TITEL I BETRIEBSTECHNIK 01 02 01 Stehend, liegend, hängend – die Energiekette wird an den MultiPal-Anlagen universell eingesetzt 02 Auch freitragende Anwendungen bewältigt die Kette problemlos „Das Bessere ist des Guten Feind“ erweiterte Beyer nochmals den internen Ketten- Standard, nachdem Igus die „Lean“-Version der E4.1-Serie vorgestellt hatte, die leichter und kostengünstiger ist, aber auch besonders einfach zu befüllen. In der Montagehalle von Beyer fällt auf, dass dieser Kettentyp in unterschiedlichen Anwendungen zum Einsatz kommt: liegend und hängend, freitragend und geführt. Zu den universellen Einsatzmöglichkeiten trägt unter anderem der Hintergriff bei, der eine stabile Verzahnung der Kettenglieder ermöglicht. Das erhöht die Seitenstabilität und schafft die Voraussetzung für 90°gedrehte und freitragende Anwendungen. Darüber hinaus kann sich der Anwender frei entscheiden, ob er die Kette mit oder ohne Vorspannung einsetzen möchte. Wenn er die Außenlasche dreht, ist die Kette vorspannungsfrei, was vor allem Sinn bei Anwendungen mit sehr begrenztem Bauraum sowie in hängender oder stehender Einbaulage macht. Geräuschentwicklung und schnelle Montage Ein ganz wichtiges Kriterium ist für Beyer die Geräuschentwicklung. Peter Nowotny: „Das Geräusch entscheidet ganz maßgeblich darüber, ob der Anwender die Mechanik einer Anlage als hochwertig empfindet.“ Auch unter diesem Aspekt könne die E4.1L-Serie überzeugen: „Man hört die Kette nicht.“ Das bewirken u. a. die von Das Geräusch entscheidet darüber, ob der Anwender die Mechanik einer Anlage als hochwertig empfindet Igus konstruierten „Bremsen“: Die einzelnen Laschen der Kettenglieder gleiten bei der Bewegung sanft ineinander, weil der keilförmige Radiusanschlag leicht abgeschrägt ist. Das dämpft die Geräusche beim Anschlag sowie beim Abrollen auf hartem Boden. Auch Vibrationen werden vermindert, wodurch sich die Lebensdauer weiter erhöht. Ebenso wichtig ist aus Sicht von Beyer die möglichst einfache Montage und Befüllung: Die E4.1L lässt sich von beiden Seiten sehr einfach öffnen und befüllen. Das spart insbesondere dann Zeit, wenn an der Maschine montiert wird. Die glatten Innenkonturen und Oberflächen der Kette schonen die Leitungen und schaffen damit eine Voraussetzung für ein langes Leitungsleben. Dazu trägt auch ganz wesentlich bei, dass Beyer bereits in einzelnen Anwendungen die von Igus speziell für bewegliche Anwendungen entwickelten Chainflex-Leitungen verwendet. In einigen Anwendungen nutzt Beyer die geschlossene Version der Energiekette als Energierohr R4.1L – und zwar immer dann, wenn im Arbeitsbereich die Gefahr von Glasbruch besteht. Darüber hinaus besteht die Option, die Kette mit rückwärtigem Biegeradius (RBR) zu betreiben und dann nochmals mehr Bewegungsfreiheit z. B. bei Drehanwendungen zu erhalten. Die Beyer-Konstrukteure haben eine einheitliche Konfiguration der Kette für die Maximalausstattung festgelegt, und in der Tat sind die Ketten oft sehr gut gefüllt. Neben Energie- und Signalleitungen werden bis zu vier Pneumatikschläuche mit Durchmessern von 12 mm mitgeführt, die bei Druckwechseln „arbeiten“ und zusätzliche Belastungen in das Energieführungssystem einbringen. Mit diesen Belastungen kommt die E4.1L sehr gut zurecht. Peter Nowotny: „Aus unserer Sicht ist diese Kette eine wirklich gute Weiterentwicklung, die wir universell einsetzen.“ www.igus.de VERFAHRENSTECHNIK 9/2018 37