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Verfahrenstechnik 9/2017

Verfahrenstechnik 9/2017

TOP-THEMA I POWTECH

TOP-THEMA I POWTECH Rundum sicher Pellethersteller setzt auf vorbeugenden Brandschutz Funkenerkennung und Funkenlöscheinrichtung sorgen in der Produktion von Pellets für eine sichere Anlage. Das Brandschutzsystem wurde vom Hersteller schlüsselfertig installiert. 2012 wurde in Magdeburg-Rothensee direkt an der A2 von Biopellet ein Biomasseheizkraftwerk verbunden mit einem Pelletwerk in Betrieb genommen. Das Kraftwerk erzeugt die nötige Wärme und Strom, um das Pelletwerk ausreichend mit Energie zu versorgen. Aus der Verbrennung von Landschaftspflegematerialien (Holzhackschnitzel und Schreddermaterial) erzeugt das BMHKW in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Strom und Wärme. Der Strom wird im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in das öffentliche Leitungsnetz eingespeist. Die erzeugte Wärme wird als Warmwasser an das Pelletwerk abgegeben und an andere Industrieunternehmen im anliegenden Gewerbegebiet verkauft. Der Thermoölkessel des BMHKW hat eine Brennstoffwärmeleistung von 13 MW und benötigt pro Jahr ca. 35 000 t Brennstoff. Im Pelletwerk können Pellets der Qualitätsstandards EN-plus A1 und DINplus sowie auch nicht standardisierte Industriepel­ Autor: René Schwertfeger, Vertriebsleiter, T&B Electronic GmbH, Alfeld lets produziert werden. Die Produktionskapazität beträgt qualitätsunabhängig rd. 50 000 t Pellets pro Jahr. Für die Lagerung der Pellets stehen sechs Stahlrundsilos à 500 m 3 zur Verfügung. Von dort aus werden die Pellets über eine automatisierte Abfüllanlage in Silo- oder Schubboden-Lkws geladen und zum Kunden transportiert. Für die 50 000 t Pellets werden im Jahr rd. 80 000 t Sägespäne bzw. weiße Hackschnitzel benötigt. Frühzeitige und umfassende Planung Im Vorfeld der Planung der Produktionsanlage wurde ein externes Brandschutzgutachten erstellt, das Bestandteil der Baugenehmigung wurde. Obwohl sowohl das Gutachten als auch die behördlichen Auflagen im Rahmen der Baugenehmigung nur die punktuelle Installation einer Funkenlöschanlage gefordert haben, entschied sich die Geschäftsführung von Biopellet von Anfang an dazu, alle Produktionsbereiche mit Brandschutz auszustatten. Biopellet war der Ansicht, dass der Einsatz eines VdS-zugelassenen Systems nur sinnvoll ist, wenn die Funkenlöschanlage auch vollumfänglich gemäß der gültigen VdS-Richtlinie errichtet wird. Bruchstückhafte Konzepte und Abweichungen von der Richtlinie, die nur Teilbereiche einer Produktionsanlage schützen, werden immer dazu führen, dass es genau dort zu brennen beginnt, wo kein Brandschutz installiert wurde. Das Unternehmen stellt durch diese Vorgehensweise nicht nur den Personenund Sachwertschutz sicher, dass die Verfügbarkeit der Produktion stets gewährleistet ist und die Kunden jederzeit beliefert werden können. Gemeinsam mit dem Betreiber Biopellet und der Fa. Amandus Kahl als Errichter der Produktionsanlage hat T&B Electronic bereits in der Planungsphase ein kundenspezifisches Brandschutzkonzept entwickelt, das der VdS-Richtlinie 2106, den Auflagen der Behörden und den Anforderungen des Versicherers entsprach. Durch die frühzeitige Einbindung des Brandschutzes in die Anlagenplanung konnten kostspielige Umbaumaßnahmen der Anlagentechnik von Anfang an vermieden werden. Schutz über alle Produktionsbereiche Das realisierte Brandschutzsystem basiert im Wesentlichen auf einem Konzept, das T&B Electronic gemeinsam mit dem VdS (Verband der Sachversicherer) und führenden Versicherern im Jahr 2011 erarbeitet hat. Zusätzlich wurde der Bandtrockner mit einer Sprühflutanlage ausgestattet, die über die Funkenmeldezentrale angesteuert wird. Während das Brandrisiko bei der Holzaufbereitung in Folge der hohen Restfeuchte des Materials als gering einzustufen ist, besteht in den angrenzenden Bereichen regelmäßig Brandgefahr. Im Detail wurden folgende Produktionsbereiche in die Risikoanalyse aufgenommen: n Austrag der Kollermühle n Trocknerein- und -austrag n alle mechanischen Transportsysteme n alle pneumatischen Transportleitungen zu Silos und Maschinen n Pelletpressen

Funkenerkennung Funkenlöschung Flammenmelder Glimmnesterkennung ab 300 °C Filter Vorratsbehälter Vorratsbehälter Silo Hammermühle Aufsatzfilter Pelletierpresse Trocknungsanlage Elevator rotavelE rotavelE Kühler Schema der Pelletproduktion mit installierter Funkenlöschanlage n Kühlerein- und -austrag n Abluft-Zyklone des Kühlers n Elevator zu den Silos n Lkw-Verladung In allen genannten Produktionsbereichen wurden eine Funkenerkennung und eine Funkenlöscheinrichtung gemäß VdS 2106 installiert. Die Wasserversorgung erfolgt durch eine zentrale Druckerhöhungsanlage. Über die reine Funkenlöschanlage hinaus wurde dem Trockner besonderes Augenmerk geschenkt, weil hier die Gefahr einer Brandentstehung als besonders hoch einzuschätzen ist. In diesem Bereich wird der Ein- und Auslauf mit Funkenmeldern zur Detektion von Glimmnestern überwacht. Die Melder lösen die Sprühflutanlage aus, sobald Funken oder Glutnester im Trockner erkannt werden. Die mittleren Sektionen des Trockners werden mittels Funkenmeldern in den Trocknerabluftleitungen überwacht, die ebenfalls auf die Löschanlage im Trockner wirken. Erstellung eines Konzeptes und Installation Wichtig war auch die Realisation einer systematischen Maschinenabschaltung im Falle eines andauernden Funkenfluges. Die Betriebsmittelansteuerung ist zwar explizite VdS-Forderung, wird aber gerne „vergessen“. Nicht jedoch bei Biopellet: In enger Zusammenarbeit von Biopellet und Amandus Kahl wurde ein Abschaltkonzept entwickelt, das verhindert, das sich Brände in andere Anlagenbereiche ausbreiten. Die Darstellung der Abschaltmatrix erfolgt analog VDI 3819 und wurde den Behörden und dem Versicherer vorgelegt. Ohne ein schlüssiges Konzept zur Betriebsmittelansteuerung verweigern die Versicherer i. d. R. die Anerkennung der installierten Anlage. Die Installation des Brandschutzsystems erfolgte schlüsselfertig durch T&B Electronic. Hierbei kam ausnahmslos eigenes VdSzertifiziertes Personal zum Einsatz. T&B Electronic setzt grundsätzlich kein Fremdoder Leihpersonal bei der Installation von Funkenlöschanlagen ein und garantiert damit ein stets gleichbleibendes Qualitätsniveau und alle Leistungen aus einer Hand. Zu einer VdS-konformen Installation gehören an jedem Überwachungsbereich mindestens zwei Melder, die sich aus Gründen der Redundanz in zwei separaten Gehäusen befinden müssen. Entsprechend dem Stand der Technik wurde die Halterung der Löschwasserleitungen den Forderungen der Sprinkler-Norm CEA 4001 angepasst. Abnahme nach erfolgter Inbetriebnahme Zwingend ist es, nach erfolgter Installation eine Isometrie des Rohrnetzes zu erstellen und durch die hauptverantwortliche Fachkraft des Errichters eine hydraulische Berechnung durchzuführen. Nur so kann sichergestellt werden, dass an allen Löschautomatiken der notwendige Fließdruck anliegt. Da der VdS bereits im Planungsstadium eingebunden wurde, erfolgte die Abnahme der Anlage sowohl in behördlicher als in versicherungstechnischer Hinsicht ohne Probleme. Grundlage der VdS-Abnahme ist eine fachgerechte Dokumentation incl. Installationsanzeige, die den gültigen VdS- Richtlinien entspricht. Als VdS-anerkannter Errichter erfüllt T&B Electronic selbstverständlich diese Anforderungen. Zuverlässige Erhaltung der Betriebsbereitschaft Das beste Brandschutzsystem bietet aber keinen dauerhaften Schutz, wenn nach der Installation das System nicht regelmäßig einer Wartung und Inspektion unterzogen wird. Nur die erforderlichen Inspektionen und Wartungen durch den auf das jeweilige System zugelassenen Errichter stellen sicher, dass die installierten Brandschutzsysteme stets einsatzbereit sind. Im Rahmen der Wartung werden auch Erweiterungen der Produktionsanlagen bewertet und ggf. der Brandschutz ertüchtigt. Gerade dieser Aspekt spielt bei Funkenlöschanlagen eine wichtige Rolle: Da die Fördertechnik bei jeder Erweiterung oder Änderung der Produktionsanlagen ebenfalls modifiziert wird, sind auch die installierten Funkenlöschanlagen kontinuierlichen Veränderungsprozessen ausgesetzt. Es ist daher unerlässlich, dass der Servicetechniker, der die Wartung ausführt, in der Lage ist, sicherheitsrelevante bauliche Veränderungen oder Erweiterungen der Absauganlage zu erkennen. Das installierte Brandschutzsystem ist daher stets betriebsbereit und hat mehrfach unter Beweis gestellt, dass es die Menschen und die Sachwerte innerhalb der Produktionsanlage von Biopellet schützen kann. Halle 4, Stand 580 Fotos: Fotolia (53072819, Zihe), T&B www.tbelectronic.eu VERFAHRENSTECHNIK 9/2017 39