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Verfahrenstechnik 6/2016

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VERFAHRENSTECHNIK IM

VERFAHRENSTECHNIK IM ALLTAG I SERIE Keine Spuren mehr Neue Antihaft-Schichten für Produktionsanlagen Walther Glaubitt Lebensmittel-Hersteller sind dazu verpflichtet, auf der Verpackung alle Allergie auslösenden Zutaten deutlich zu kennzeichnen. Hinzu kommt die freiwillige Angabe, dass das Nahrungsmittel aufgrund von Produktionsbedingungen möglicherweise Spuren weiterer Allergene enthält. Mit speziellen, sehr dünnen Beschichtungen könnte dieses Problem bald Geschichte werden. Autor: Walther Glaubitt, Leiter Sol-Gel-Werkstoffe und Produkte, Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC, Würzburg Lebensmittel und ihre Inhaltsstoffe werden kritisch betrachtet, was unter anderem den immer häufiger auftretenden Unverträglichkeiten geschuldet ist. Insbesondere Allergiker informieren sich sehr genau über Zutaten in verpackten Lebensmitteln. Warnhinweise auf enthaltene Allergene wie „Kann Spuren von Nüssen enthalten“ finden sich auf vielen Lebensmittelverpackungen. Bereits seit längerer Zeit forscht das ISC an funktionellen Beschichtungen für unterschiedlichste Anwendungen, darunter auch Antistaubschichten. Entwickelt und erfolgreich eingesetzt werden solche Schichten beispielsweise auf Schutzverglasungen der Kölner Domfenster. Die spezielle Beschichtung sorgt dafür, dass sich kaum Staub ansetzt, und macht somit eine aufwändige Reinigung unnötig. Vielseitiger Einsatz Seit gut einem halben Jahr prüft ein Team am Fraunhofer ISC, ob sich die Beschichtung auch für andere Stäube eignet. Erste Versuche mit Materia lien von Druckfarben- und Lebensmittelherstellern laufen bereits erfolgreich. Der nass-chemische Lack besteht aus nicht metallischen, anorganischen Materialien, die durch ihre besondere Strukturierung die Anhaftung von Partikeln beziehungsweise Prozessstäuben an Oberflächen re duzieren – ähnlich dem bekannten Lotus- effekt. Der Lack ist temperaturbeständig, lebensmittelecht, frei von fluorhaltigem Kohlenwasserstoff und zeigt eine dauer hafte Haltbarkeit und Funktionalität. Durch Tauchen oder Sprühen kann die Schicht auf einzelne Anlagenteile aus Glas, Keramik oder Metall aufge tragen und thermisch ausgehärtet werden. Auch bestimmte Kunst stoffe lassen sich mit speziellen Lackzusammensetzungen beschichten, die schon bei Temperaturen bis 120 °C aushärten. Auch neue Prozessan lagen lassen sich vor der Montage unter geringem Materialaufwand kostengünstig aus statten. Da die Beschichtung deutlich weniger als 1 µm dünn ist, bleiben Oberflächen – bspw. von Rohren oder Transport bändern – nahezu unverändert. Für die Lebensmittelindustrie heißt das, dass Spuren von Allergenen in Nahrungsmitteln deutlich reduziert oder sogar ganz verschwunden sein könnten. In der Pharmazie könnte eine Schutzschicht in Indu s- trieanlagen teure Wirkstoffe einsparen, die dann genau dort landen, wo sie gebraucht werden – im Medikament bzw. der Verpackung. Ähnliche Vorteile hätten Hersteller von Farbpulvern und Tonern, die auch beim Wechsel von Produktchargen die Farbechtheit garantieren müssen. Foto: Fotolia www.isc.fraunhofer.de 50 VERFAHRENSTECHNIK 6/2016

VORSCHAU IM NÄCHSTEN HEFT: 7-8/2016 ERSCHEINUNGSTERMIN: 27.07. 2016 • ANZEIGENSCHLUSS: 12. 07. 2016 01 02 03 04 01 Eine Reinstwasseranlage für eine Spritzgießerei mit einer Leistung von 850 l/h wurde als vorqualifizierte Package-Unit geliefert 02 Das Abfüllen mittels peristaltischer Pumpen ist das am schnellsten wachsende Funktionsprinzip in der pharmazeutischen Industrie, die Gründe dafür liegen u. a. in der hohen Reinheit 03 Plattenwärmeübertrager ersetzen im zunehmenden Maß traditionelle Typen wie den Block-, Ringnut- oder den Rohrbündel-Wärmeübertrager Der direkte Weg Internet: www.verfahrenstechnik.de E-Paper: www.engineering-news.net Redaktion: redaktion@verfahrenstechnik.de 04 Der Spagat zwischen berufsgenossenschaftlichen Vorgaben und speziellen Hygieneanforderungen in der Lebensmittelindustrie gelingt nur mit guter Planung (Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten) VERFAHRENSTECHNIK 6/2016 51