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Verfahrenstechnik 6/2015

Verfahrenstechnik 6/2015

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Mit Verfügbarkeitsversprechen Über einen Aggregatepool neueste Technik problemlos anmieten Frank Lothar Unger Ein herstellerneutraler Dienstleister verfügt über einen Aggregatepool mit rund 20 000 Einheiten. Regelwerkskonform werden Pumpen, E-Motoren, Frequenzumrichter und Zubehör wie Kupplungen, GLRD-Versorgungseinrichtungen sowie MSR-Technik für Kunden der chemischen und pharmazeutischen Industrie zur Nutzung vermietet. Autor: Frank Lothar Unger, Geschäftsführer, Bilfinger Maintenance GmbH, Geschäftsbereich Maschinen- und Antriebstechnik, Heidelberg Die Zielsetzung bei Gründung des Aggregatepools am Standort Frankfurt/Höchst war es, ein Geschäftsmodell zur Vermietung der Aggregate an Kunden zu schaffen. Darauf aufbauend wurde als strategisches Ziel definiert, das Mietmodell um die Komponente Instandhaltungsservice zu erweitern und zu einem wertorientierten Vertragsmodell auf Grundlage einer partnerschaftlichen Kooperation weiterzuentwickeln. Der zentrale Punkt in der Entwicklung des neuen Modells war und ist es, neben der Vermietung auch die Instandhaltungsleistungen nicht einzeln, sondern integrativ als fixes Jahresbudget anzubieten und gegenüber dem Kunden mit einem klaren Verfügbarkeitsversprechen zu verbinden. Intensiver Austausch Ausgehend von diesen Zielen wurde auf Basis der bestehenden engen Kundenbeziehungen, z. B. in dem von Bilfinger initiierten Lenkungskreistreffen „Aggregatepool“, ein intensiver Informations- und Erfahrungsaustausch zu Themen wie Standards, neue Normen, Gesetzgebung und Markttendenzen, Erfahrungen mit Aggregaten sowie Herstellern und Produkten etabliert. Aus den Gesprächen mit den Kunden entstanden erste Ideen, das Mietmodell zu einem Vertragsmodell weiterzuentwickeln, das die Beziehung zwischen Bilfinger Maintenance als Dienstleister und den Kunden, sprich Anlagenbetreibern, neu definiert. Für dieses neue Geschäftsmodell wurde 2003 der „Value Performance Contract“ (VPC) eingeführt, bei dem Bilfinger die Verantwortung für die Instandhaltung übernimmt. Das umfasst Wartung, Inspektion, Instandsetzung, Optimierung und bei Bedarf auch das Engineering. Elementar dabei war, dass bisher konkurrierende Ziele wie hohe Anlagenverfügbarkeit vs. Auslastung beim Reparaturbetrieb aufeinander abgestimmt und in Einklang gebracht werden konnten. In dem VPC-Partnerschaftsmodell ist Bilfinger nun als Dienstleister verantwortlich für das vereinbarte Budget, beeinflusst es durch eine optimale Instandhaltungsstrategie. Beide Vertragspartner partizipieren von 88 VERFAHRENSTECHNIK 6/2015

ACHEMA I BETRIEBSTECHNIK den erreichten Einsparungen. Der Schwerpunkt der Mittelverwendung aus dem vereinbarten Budget verschiebt sich weg von der reaktiven Instandhaltung hin zur proaktiven, vorbeugenden und zustandsorientierten Instandhaltung. Learning by Doing Um diesen neuen Ansatz in der Praxis zu erproben, wurde mit einem interessierten Kunden nach der Konzeptphase ein Pilotversuch in einem Betrieb mit 56 Aggregaten gestartet. Heute werden über 3000 Aggregate bei fünf Kunden mit dem VPC-Modell betreut. Weitere Impulse für Verbesserungen waren neue technische Trends hinsichtlich mobiler IT-Lösungen, diagnostische Systeme sowie die Life-Cycle-Kostenbetrachtung. Eine wesentliche Erfahrung aus der Pilotphase war, dass technische Lösungen relativ zügig umsetzbar waren, vertragstechnische Aspekte jedoch eine Herausforderung im Verständnis, in der Einführung und Umsetzung darstellten. Alle diese Erfahrungen sind eingeflossen in die Entwicklung des Bilfinger Maintenance Concepts (BMC), das erstmals in diesem Umfang alle relevanten Methoden und Tools der industriellen Instandhaltung dokumentiert und systematisiert. Entsprechend finden auch beim Aggregatepool regelmäßige Reviews und halbjährliche Lenkungskreis-Meetings mit den Kunden statt. Zudem wurden interdisziplinäre Verbesserungsteams zwischen Kunden und Bilfinger etabliert. Für die Bewertung des Instandhaltungserfolgs werden gemeinsam vereinbarte Kennzahlen seitens Bilfinger an die Kunden berichtet. Als Standardkennzahlen haben sich MTBF (Meantime between Failure) zur Darstellung der Verfügbarkeit und TCIP (Total cost per installed pump) als Kennzahl für die Budgeteinhaltung bewährt. Vielzahl von Varianten Weiterentwicklungen der vergangenen Jahre haben dazu geführt, dass ein Baukasten aus Leistungsmodulen entstanden ist. Kun- Die Leistungsmessung am Pumpenprüfstand gehört auch zum vereinbarten Instandhaltungsservice den können aus einer Vielzahl von Varianten wählen – abhängig davon, ob beispielsweise Produktionsequipments benötigt werden oder Reservegeräte: Welche Austauschzeit der Geräte ist einzuhalten, oder wird eine Vor-Ort-Reserve gewünscht? Mit Entkopplung der Instandhaltung vom Produktionsprozess wird durch den raschen Aggregate-Austausch die Betriebszeit der Kundenanlagen gesteigert. Durch die äußerst positive Resonanz der Kunden hat sich der Umfang der Aggregate, die in einem VPC abgedeckt werden, ständig erweitert. Die TCIP wurde somit zur TCIE, zu „Total cost of installed equipment“. Ein weiterer wesentlicher Aspekt der beschriebenen Service Levels ist, dass Aggregatepool und VPC auch separat voneinander funktionieren und keine Abhängigkeit besteht. Durch das Bündel der vorgenannten technischen und organisatorischen Maßnahmen konnten vereinbarte MTBF-Werte (Verfügbarkeit) um bis zu 500 % gesteigert werden. TCIE-Werte (Kosten) wurden um 50 % gesenkt. Der Anteil an präventiver und zustandsorientierter Instandhaltung wurde parallel von nahezu 0 auf über 50 % gesteigert. Seit Einführung des VPC-Partnerschaftsmodells im Jahr 2003 mit ca. 50 technischen Plätzen sind heute weit über 3500 technische Plätze über VPC-Kontrakte abgedeckt – Tendenz weiter stark steigend. Ohne eigene Investitionen Bestandskunden kommen seit Jahren bei Erweiterungsprojekten oder Modifikationen ohne eigene Investitionen aus. Auch das Detailengineering neuer Applikationen ist über den VPC-Kontrakt bereits abgedeckt. Kunden des Aggregatepools haben den Vorteil, neueste Technik problemlos anmieten zu können; veraltete oder überzählige Geräte werden an den Pool zurückgegeben. Bilfinger hat ausgehend von einem starr verwalteten Pool an Aggregaten systematisch die Entwicklung vom Geschäftsmodell der flexiblen Vermietung hin zu einem wertorientierten Geschäftsmodell für Aggregate vorangetrieben. Der Erfolg des VPC liegt in der Entwicklung und Anwendung von neuen Methoden, Technologien und Tools sowie der Qualifizierung und Motivation der Mitarbeiter. Entscheidend für den Erfolg sind gleichfalls die Flexibilität der Service Levels, Transparenz, Innovationen, der Wille zu Partnerschaft und konstruktiver Zusammenarbeit „auf Augenhöhe“ zwischen den Kunden und Bilfinger Maintenance. Halle 9.2, Stand D28 www.bm.bilfinger.com Individuelle Prozessanlagen für flüssige Produkte Beratung, Planung, Realisierung und Service für die Branchen Lebensmittel, Getränke, Pharmazie, Kosmetik und Chemie. Besuchen Sie uns in Halle 4, Stand H24 Ruland. Die beste Form der Anlage www.rulandec.de VERFAHRENSTECHNIK 6/2015 89 #350112_fin__Ruland_Anz_Verfahrenstechnik_60x265_2015.indd 14.04.151 14:39 Ruland.indd 1 06.05.2015 12:07:41