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Verfahrenstechnik 4/2021

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Verfahrenstechnik 4/2021

BETRIEBSTECHNIK I TITEL

BETRIEBSTECHNIK I TITEL „Alle Sensoren im positiven Bereich, kein Flammendurchschlag!“ Mit diesen Worten freute sich das Projektteam der Firma Denios aus Bad Oeynhausen über den erfolgreich bestandenen Brandtest im französischen Metz. Damit war es nach 1,5-jähriger Vorarbeit geschafft: Ein Brandschutzsystem mit Schiebetoren, das einem realen und nach europäischem Standard durchgeführten Brandtest über 120 Minuten standhält. In Sachen Brandschutz müssen Gefahrstofflager für Europa mindestens drei Klassifizierungen über 60, 90 und 120 Minuten erfüllen. Dies umfasst auch schlüsselfertige Brandschutzsysteme, die bisher mit Flügeltüren ausgestattet werden. Doch Nachteile bei Flügeltüren ergeben sich häufig aus der maximalen Türgröße oder der Anwendung im Außenbereich, wo z. B. mit erhöhten Windlasten zu rechnen ist. Qualifizierte Neuentwicklung 120 Minuten standgehalten Diese Rahmenbedingungen bewegten die Firma Denios dazu, eine Neuentwicklung innerhalb der Brandschutz-Produktfamilie RFP zu starten und die bisher üblichen Flügeltüren durch Schiebetore zu ergänzen. Die Qualifizierung dieses Systems erfolgte beim Institut Efectis in Frankreich im Rahmen von umfangreichen Brandprüfungen, bei dem die Tore auf Feuerwiderstand mit der Abschottung (E = Raumabschluss) und Isolation (I = Wärmedämmung) getestet wurden. Mit dem Versuch wurden gleichzeitig drei Feuerwiderstandsklassen nach EN 13501 geprüft und bestanden: REI1 60, REI2 90 sowie REI2 120. Die bisher auf dem Markt erhältlichen Schiebetore sind für die Anforderungen nicht geeignet. Zum einen wurde ein Schiebetor benötigt, das zu beiden Seiten teleskopierbar ist und im Brandfall selbstständig schließt. Zum anderen mussten die unter- Brandschutzlager mit Schiebetoren – feuerbeständig nach europäischer Brandschutznorm Für die Gefahrstofflagerung gibt es jetzt ein Brandschutzsystem mit Schiebetoren, das einem realen und nach europäischem Standard durchgeführten Brandtest über 120 Minuten standhält. Wir sprachen mit dem Hersteller über das neue Lager und den wichtigen Aspekt der regelmäßigen Überprüfung, Wartung und Instandhaltung von Gefahrstofflagern. 34 VERFAHRENSTECHNIK 04/2021 www.verfahrenstechnik.de

TITEL I BETRIEBSTECHNIK schiedlichen Marktanforderungen an den Brandschutz in Europa erfüllt werden. Dies führte letztlich dazu, die Eigenentwicklung eines Brandschutz-Schiebetores umzusetzen. In diesem Zusammenhang hat sich Denios auch als Produktionsbetrieb für Türen/ Tore nach EN 16034 zertifizieren lassen. Eine weitere Herausforderung bestand darin, das gesamte Raumsystem inklusive Schiebetoren im Brandfall abzudichten. Dazu war eine Serie von realen Brandversuchen notwendig. Mithilfe der Laser-Kant- Technologie ist Denios in der Lage, sämtliche Bauteile mit den erforderlichen definierten Toleranzen in Eigenfertigung herzustellen. Mehr Lagerkapazität und Komfort Das Brandschutz-Regallager RFP SD mit Schiebetoren ist für die Lagerung von wassergefährdenden und entzündbaren Stoffen geeignet. Durch seine extra großen Schiebetore bietet es eine größere Lagerkapazität für bis zu 48 Fässer oder zwölf IBC. Mithilfe einer praktischen Fernbedienung lassen sich die elektrischen Schiebetore komfortabel vom Gabelstapler aus bedienen. Internationale Ausführungen nach landesspezifischer Gesetzgebung sind selbstverständlich möglich. Ob Löschanlagen benötigt werden, wie die Klima- und Lüftungstechnik ausgelegt werden soll, ob eine Zustandsüberwachung sinnvoll ist etc. – diese Fragen werden im persönlichen Gespräch mit dem erfahrenen Berater geklärt und führen zu einer maßgefertigten Lösung. Dazu gehört auch ein zertifizierter Service bei der Inbetriebnahme, Wartung und Instandhaltung durch die hauseigenen Fachexperten. Fotos: Denios, Lukas Gojda/stock.adobe.com www.denios.de Herr Saßmannshausen, warum ist die regelmäßige Instandhaltung eines Gefahrstofflagers wichtig? Die Lagerung von Gefahrstoffen unterliegt zahlreichen gesetzlichen Vorschriften. Dazu zählt für den Betreiber auch die Pflicht, das Lager regelmäßig auf Schäden zu überprüfen und etwaige Störungen umgehend zu beheben. Nach einer Weile kann Verschleiß eintreten, der unter Umständen die gesetzeskonforme Lagerung von Gefahrstoffen beeinträchtigt. Wird dieser nicht rechtzeitig erkannt, versagt die Schutzfunktion des Lagers, was wiederum zu Schäden und Unfällen mit hohen Folgekosten führen kann. Und soweit sollte es nicht kommen. Was sind die häufigsten Mängel, die im Rahmen der Wartung erkannt werden? Zu den häufigsten Mängeln zählt beispielsweise eine verschmutzte Auffangwanne innerhalb des Gefahrstofflagers. Es wird oft vergessen, dass diese einer gesetzlich vorgeschriebenen wöchentlichen Sichtprüfung unterliegt und im Fall einer Verunreinigung umgehend gereinigt werden muss. Dazu besteht auch eine Dokumentationspflicht. Ein weiterer typischer Mangel liegt in der eingeschränkten Funktionsfähigkeit der technischen Lüftung, weil diese z. B. abgedeckt, zugestellt oder gar abgeschaltet wurde. Dabei sollte sie permanent aktiv sein, um die Bildung einer explosionsfähigen Atmosphäre zu vermeiden. Als weitere typische Mängel lassen sich noch verstopfte Dachrinnen, Verstöße gegen die Explosionsschutz-Auflagen oder die Missachtung der statisch notwendigen Aufstellungsbedingungen bei einem Gefahrstofflager nennen. Aus welchen gesetzlichen Grundlagen definieren sich die Betreiberpflichten? Die Betreiberpflichten ergeben sich aus einer Vielzahl an Normen, Gesetzen, Verordnungen und Regelwerken. Allen voran ist hier die Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV) sowie die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) zu nennen. Maßgeblich sind auch die Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS). [1] Mit welchen Konsequenzen muss man als Betreiber bei Nachlässigkeiten rechnen? Die Konsequenzen können vielfältig sein. Zum einen kann der Produktionsablauf insgesamt empfindlich gestört werden, wenn z. B. eine Störung verursacht wird. Zum anderen droht bei gravierenden Mängeln sogar die Stilllegung des Gefahrstofflagers und der Verlust des Versicherungsschutzes. Bei Umweltverstößen und Personenschäden können darüber hinaus hohe Strafen und Bußgelder fällig werden. Was prüfen Sie im Rahmen von Serviceund Instandhaltungsarbeiten? Routinemäßig prüfen wir sämtliche Anund Einbauten eines Gefahrstofflagers wie Auffangwannen, Regale, Brandschutztore, technische Lüftung, Dachentwässerung, elektrische Komponenten sowie Branderkennung. Typische Verschleißteile, wie z. B. die Haftmagnete der Torfeststellanlagen haben unsere Monteure immer dabei und können sie direkt austauschen. Darüber hinaus schauen wir uns die gesamte Aufstellsituation im Zusammenwirken aller Komponenten an. Sollten wir dabei Unstimmigkeiten durch Verunreinigungen oder Schäden bemerken, sind wir als Fachbetrieb auch sofort in der Lage, diese in Absprache mit dem Kunden zu beheben. Literaturhinweis: [1] Whitepaper zum Thema Betreiberpflichten: www.denios.de/gefahrstofflagerwhitepaper Bei diesem Gefahrstofflager wurden die Flügeltüren durch Schiebetore ersetzt Michael Saßmannshausen, Technical Service, Denios AG