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Verfahrenstechnik 3/2018

Verfahrenstechnik 3/2018

TOP-THEMA I

TOP-THEMA I LEBENSMITTELTECHNIK Verstecktes Potenzial Erkennen von Reststärke in Kleie Zu viel Reststärke in der Kleie bedeutet für den Müller Verzicht auf Gewinn. Durch eine Onlinemessung kann er dem Anstieg an Reststärke in der Kleie entgegenwirken und umgehend die Ausmahlung korrigieren. In der Müllereibranche beschreibt der Begriff Ausmahlungsgrad die Menge Mehl, die aus 100 kg Getreide hergestellt wird. Im modernen Mühlenbetrieb ermitteln Ausbeuterechner, die die Produktion kontinuierlich überwachen, den Ausmahlungsgrad. Bei der Herstellung von hellen Mehlen ist es das Ziel jedes Müllers, möglichst viel vom Mehlkörper aus dem Inneren des Korns von den Schalenteilchen (Kleie) zu trennen. Die Kleie gilt in der Müllerei als Nebenprodukt, das als Zusatz für Futtermitteln verwendet oder verkauft werden kann. Mehlpartikel, die als Reststärke an der im Mahlprozess aussortierten Kleie anhaften, sind für den Müller verloren. Je höher der Ausmahlungsgrad, desto höher die Ausbeute und damit auch der Gewinn des Gewinnpotenzial Autor: Thomas Ziolko, Produktmanager, Bühler AG, Uzwil, Schweiz Um wieviel kann die Ausbeute gesteigert werden, wenn die Reststärke in der Kleie permanent und online überwacht wird? Die Statistik zeigt: bei einer gut geführten Mühle lässt sich die Ausbeute um etwa 0,5 % steigern. Bei einer schlecht geführten Mühle kann die Ausbeute um bis zu 3 % verbessert werden. Und was bedeutet das unter dem finanziellen Aspekt? Nehmen wir an, die Mischkleie weist einen Reststärkegehalt von 19 % auf. Durch die richtigen Eingriffe wird er auf 16 % reduziert. Die zurückgewonnenen 3 % Reststärke entsprechen bei einer Kleie- Ausbeute von 22 % einer Gesamtausbeute von 0,66 %. Wird 1 t Weizen vermahlen, resultiert in der Endmessung ein Plus von 6,6 kg. Diese Menge hat als Bestandteil der Kleie einen Wert von 0,6 EUR, als Mehl kann sie für 2,64 EUR verkauft werden. Die Differenz für den Müller beträgt 2,04 €/t. Bei einer Mühlenleistung von 220 t pro 24 h macht das jeden Tag einen Mehrertrag von 450 EUR bzw. ca. 150 000 EUR im Jahr. 34 VERFAHRENSTECHNIK 3/2018

Auswertung der Aufnahme der Kleie mit MYHB: rot kennzeichnet Luft, blau zeigt Reststärke in der Kleie Müllers. Allerdings gilt auch zu beachten, dass mit der Steigerung des Ausmahlungsgrades mit der Mehlstärke auch mehr Rand- und Schalenteile aus dem Getreidekorn gelöst werden. Das Mehl wird mit höherem Ausmahlungsgrad dunkler und erhält somit auch einen höheren Aschegehalt. Der Müller wird also alles unternehmen, um den – bezogen auf den gewünschten Mehltyp und die Kundenanforderung – optimalen Ausmahlungsgrad zu erreichen. Er wird versuchen, einen zu hohen Reststärkegehalt in der Kleie und damit eine zu tiefe Ausbeute zu vermeiden. Selbstverständlich müssen dabei weitere Parameter, die die Backeigenschaften beeinflussen, mitberücksichtigt werden. Polarimetrische Bestimmung Doch wie erkennt ein Müller, dass die Kleie einen zu hohen Reststärkegehalt aufweist? Ein erstes Indiz ist eine sinkende Ausbeute oder ein tiefer Aschegehalt im Mehl. Stellt der Müller das fest, kann er im Labor mittels polarimetrischer Stärkebestimmung nach Ewers (Iso 105020:1997) den Reststärke gehalt in der Kleie ermitteln. Dabei wird die in der Untersuchungsprobe enthaltene Rohstärke in heißer, verdünnter Salzsäure gelöst. Nach Fällung störender Begleitstoffe wird die optische Drehung der Rohstärke lösung polarimetrisch gemessen und der Stärkegehalt aus dem Drehwinkel errechnet. Die Methode ist aber schon recht alt und hat ihre Tücken: So resultiert ein konventioneller Wert, da noch andere optisch aktive Kohlenhydrate (insbesondere wasserlös liche) mit erfasst werden können. Zudem ist sie aufwändig und braucht Chemikalien, weshalb die wenigsten Müller sie regelmäßig anwenden. Gelegentlich werden die Proben dafür in ein externes Labor geschickt. Eine mögliche Variante ist der „umgekehrte Weg“: Es wird die Asche in der Kleie gemessen. Die meisten Müller beurteilen nach Augenschein, ob zu viel Stärke in der Kleie enthalten ist – je heller diese erscheint, desto mehr Reststärke weist sie auf. Mahlspalteinstellung ändern Wie aber reagiert der Müller, wenn er zu viel Reststärke in der Kleie festgestellt hat? Als Sofortmaßnahmen wird er die hinteren Passagen des Mahlprozesses überprüfen und kontrollieren, ob die Walzen zu hoch geführt sind und so der Mahlspalt zu groß ist. Falls das nicht der Fall ist, stimmt die Gesamteinstellung aller Passagen nicht. Wird z. B. in den vorderen Passagen mit einem zu großen Mahlspalt gefahren, dann sind die hinteren Passagen überlastet. Sie schaffen es nicht, die noch vorhandene Reststärke zu lösen. Somit ist die Überprüfung der Gesamteinstellung aller Walzenstühle unausweichlich. Bühler bietet mit der Online-Messtechnologie gleich zwei Lösungen: NIR-Multi- Online-Analyzer MYRG oder die Farb- und Stippenmessung MYHB. Beide Methoden eignen sich für die Bestimmung der Reststärke in der Kleie. Die quantitative NIR- Methode erzielt eine hohe Übereinstimmung mit der offiziellen Referenzmethode Iso 105020:1997. Ihr Einsatz ist besonders zu empfehlen, wenn bereits ein NIR-Multi- Online-Analyzer MYRG in einer Mühle vorhanden ist. In diesem Fall ist ein zusätzlicher NIR-Sensor ausreichend. Die Farbund Stippenmessung MYHB kommt zum Einsatz, wenn kein MYRG-System vorhanden ist. Sie erweist sich dann als kostengünstige Variante zur qualitativen Überwachung der Kleie. Fotos: Fotolia (94348297, photocrew), Bühler Halle 4.2, Stand A80/B89 www.buhlergroup.com NUR VOM FEINSTEN Pulverhandling und Filtration für die Lebensmittelindustrie FILTECH 2018 IN KÖLN HALLE 11, STAND F7 Bei Filtration Group liegt die Kompetenz für Reinheit weltweit in der Luft. Ob speziell abgestimmte Filterelemente nach FDA & EU 10/2011 oder hoch effektive Filtergeräte und Abreinigungseinheiten, sie alle tragen entscheidend zur Reinhaltung unserer Luft und damit zu mehr Nachhaltigkeit und Arbeitssicherheit bei. KONTAKT Filtration Group GmbH (ehemals MAHLE Industriefiltration GmbH) Schleifbachweg 45 74613 Öhringen Telefon: + 49 7941 64 66-0 Fax: + 49 7941 64 66-429 Email: fm.de.sales@filtrationgroup.com Website: www.filtrationgroup.com/mahle VERFAHRENSTECHNIK 1-2/2018 35