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Verfahrenstechnik 11/2018

Verfahrenstechnik 11/2018

TOP-THEMA I

TOP-THEMA I LEBENSMITTEL- UND GETRÄNKETECHNIK Fettiges fein vermahlen Mühlen für die Verarbeitung von Sojaerzeugnissen Das Vermahlen von öligen und fetthaltigen Produkten stellt ganz spezielle Anforderungen an die Prozesstechnik. Ein Hersteller hat eine Weitkammermühle weiterentwickelt, die optimal zur Feinvermahlung von Produkten aus der Sojaverarbeitung eingesetzt werden kann. Autor: Dipl.-Ing. (FH) Markus Eggenmüller, Area Sales Manager Sparte Food, Hosokawa Alpine AG, Augsburg Soja ist eines der am häufigsten geernteten Getreide weltweit. Die Vereinigten Staaten, Brasilien und Argentinien sind in der weltweiten Produktion führend, aber auch in Indien und China wird immer mehr Soja angebaut. Aufgrund seines hohen Proteingehalts und seiner hohen Rentabilität ist Soja sehr attraktiv und bedeutsam für den weltweiten Tierfuttermarkt. In Europa gilt Soja nach wie vor als exotische Pflanze. Dementsprechend muss Europa den größten Teil seines Bedarfs importieren. Die Hosokawa Alpine verfügt über umfangreiche Erfahrung und Know-how auf dem Gebiet der Lebensmittelverarbeitung. Das deutsche Traditionsunternehmen hat weltweit Produktionslinien zur Feinvermahlung von Produkten aus der Sojaverarbeitung – bspw. für Vollfettsoja, extrudiertes, extrahiertes, geröstetes Soja und Flocken/ Granulate aus Soja-Protein-Konzentrat (SPC) – installiert. Neue Dimension bei der Vermahlung Bei der Weitkammermühle CW II handelt es sich um die neueste Version einer bewährten Konstruktion, die insbesondere für die Anforderungen der Kunden optimiert wurde. Diese Maschine kommt vor allem beim Vermahlen von Lebensmitteln und der Herstellung von Polymerpulver zum Einsatz. Jetzt wurde die Mühle im Anschluss an eine intensive Kundenumfrage weiter optimiert. Die Lebensmittelindustrie ist durch eine zunehmend globale Ausrichtung gekennzeichnet. Neben den steigenden Anforderungen an die Prozesseffizienz rückt die Einhaltung internationaler Normen im Bereich der Lebensmittel- oder Anlagensicherheit immer mehr in den Fokus. Hier sind ölige und fetthaltige Produkte wie Vollfett- Soja oder Ölpresskuchen aus verschiedenen Saatkulturen besonders anspruchsvoll. 16 VERFAHRENSTECHNIK 11/2018

LEBENSMITTEL- UND GETRÄNKETECHNIK I TOP-THEMA Das neu gestaltete, hohlraumfreie Weitkammergehäuse der Mühle mit seinen porenfreien Oberflächen bietet für diese Anwendungen ideale Voraussetzungen, um Produktablagerungen zu vermeiden. Zur deutlichen Optimierung des Zugangs für die Reinigung und deren Aufwand wurde die CW II mit einer größeren Türöffnung und einem breiteren Türöffnungswinkel ausgestattet. Insbesondere die Reinigung der Abluftleitungen wurde aus GMP-Sicht optimiert. Im Rahmen der Optimierung wurde auch das Antriebskonzept vollständig überarbeitet. Diese Optimierung sorgt für höhere Schergeschwindigkeiten und somit die Herstellung von noch feineren Produkten. Gehäuseseitig wurde das Getriebe am Antrieb entfernt, um die Gefahr einer Kontamination des Produktionsbereichs mit Getriebeöl auszuräumen. Vergleichstests mit der neuen CW 250 II in der Forschungsabteilung haben zudem Die Zirkoplex Sichtermühle ZPS: 1 Einfüllstutzen 2 Sichterrad 3 Schlägerscheibe 4 Zulufteinlass 5 Mahlgutaustritt eindeutig ergeben, dass das überarbeitete Antriebskonzept die Energieeffizienz (kWh/kg Produkt) der Maschine um mindestens 10 % verbessert hat. Dies ist auch angesichts des stärkeren Fokus auf ökonomische und ökologische Vorteile von Bedeutung. Der Schutz von Anlagenbetreibern und Investitionen ist ein nicht zu vernachlässigender Aspekt. Aus diesem Grund stehen die CW 250 II und die CW 400 II jeweils nur in druckentlasteter Ausführung zur Verfügung, damit sie in explosionsgeschützten Systemen eingesetzt werden können. Die anderen europäischen Sicherheitsrichtlinien werden selbstverständlich nach wie vor im Anlagenkonzept umgesetzt. Feinstvermahlung mit Sichtermühlen Extrudiertes Sojamehl dient weitestgehend dem menschlichen Verzehr, während das extrahierte proteinreiche Sojamehl für Tierfutter verwendet wird. Generell geht der Trend in Richtung eines noch feiner vermahlenen Produktes und somit einer besseren Verfügbarkeit der Proteine. Bevor Proteinmehl verfüttert wird, wird es mit anderen Komponenten vermischt und noch einmal granuliert. Extrahierte oder extrudierte Sojaflocken mit einer Endfeinheit von unter 150 µm werden mit Sichtermühlen wie der ZPS erreicht. Farmesa, ein Hersteller von anwendungsspezifischen Additiven und Lebensmittelzutaten, hat eine der größten Hosokawa Alpine-Mühlen in Südamerika installiert. Für das Unternehmen kam es insbesondere auf einen zuverlässigen, flexiblen und sicheren Maschinenpark an – alle Bio-Produkte unter 500 µm neigen tendenziell zur Explosion. Deshalb stand die Entwicklung eines sicheren und explosionsgeschützten Systems im Mittelpunkt der Anforderungen, um die Bediener und die Anlagen zu schützen. Zudem hat sich Farmesa wegen der Flexibilität und der Anpassungsfähigkeit der Anlage an die sich stetig ändernden Anforderungen des Marktes für diese Investition entschieden. Die ZPS-Sichtermühle bewährt sich seit vielen Jahren in der Verarbeitung von Soja. Die Kombination aus Aufprallvermahlung mit integriertem dynamischen Sichter sorgt für die perfekte Lösung beim Fein- bis hin zum Feinstvermahlen weicher bis mittelharter Produkte. Das über eine anlagenseitige Dosiereinrichtung am Einfüllstutzen eingebrachte Gut wird von den Prallschlägern der Schlägerscheibe erfasst, im Zusammenwirken mit der Mahlbahn zerkleinert und über den Sichter durch den Mahlgutaustritt abgezogen. Die Zerkleinerungselemente bestehen aus einem Schlägerwerk und einer stationären Dreieck-Rippenmahlbahn, die den Mahlraum umgibt. Das Schlägerwerk ist so konzipiert, dass der Mahlprozess höchst effizient ist. Im Oberteil der Mühle ist ein Turboplex-Feinstsichter mit einem oder mehreren horizontalen Sichterrädern integriert. Das Zusammenwirken der Mahlelemente, des Sichters und der Zuluft sorgt für einen exakten Schnittpunkt. Feine Partikel, die den Sichter passieren, werden von einem Luftstrom zum Filter transportiert, um dann abgezogen zu werden. Zu grobes Korn wird vom Sichterrad abgewiesen und solange vom Schlägerwerk zerkleinert, bis es das Sichterrad passieren kann. Maßgeschneiderte Kundenlösungen Aufgrund der natürlichen Schwankungen von Nahrungsmitteleigenschaften werden Versuche im Technikum empfohlen. Mit einer Gesamtfläche von 3 000 m 2 und mehr als 65 Maschinen und kompletten Systemen bietet Hosokawa Alpine in Augsburg eine der weltweit größten Testanlagen für die Trockenverarbeitung von Pulver. 2016 wurde in Zusammenarbeit mit Dynamic Air eines der größten Zentren für Pulvertechnik in Südamerika eröffnet, um die Kunden bestmöglich unterstützen zu können. Fotos: Fotolia (#36890041), Hosokawa Alpine www.hosokawa-alpine.com VERFAHRENSTECHNIK 11/2018 17