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Verfahrenstechnik 11/2016

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Verfahrenstechnik 11/2016

BETRIEBSTECHNIK

BETRIEBSTECHNIK Manipulationssicher Explosionsschutzeinrichtungen vor unerwünschten Eingriffen schützen Sandra Fuchs Schutzeinrichtungen in verfahrenstechnischen Anlagen werden immer wieder nachträglich manipuliert – auch im Ex-Bereich. Als Gründe werden die leichtere Anwendbarkeit oder eine vermeintlich höhere Produktivität genannt. Für mehr Sicherheit und optimierte Prozesse sollten die Systeme deshalb bereits konstruktionsseitig gegen unerwünschte Eingriffe geschützt werden. Autorin: Sandra Fuchs, Team Leader Marketing, Rembe GmbH, Brilon Auch wenn über manipulierte Schutzeinrichtungen heute offener gesprochen wird, besteht auch zehn Jahre nach der viel beachteten DGUV-Studie noch immer Handlungsbedarf. Die Studie zeigte, dass knapp 40 % aller verbauten Schutzeinrichtungen im Maschinen- und Anlagenbau nachträglich unerlaubt verändert wurden. Das war Ursache für ein Viertel aller Arbeitsunfälle. Gerade in der letzten Zeit finden Spezialisten wieder verstärkt Hinweise darauf, dass Systeme in ihrer Funktion gemindert Die Marke wächst oder ausgesetzt werden. Beispiele sind überbrückte elektronische Signalisierungen und Warneinrichtungen oder an mechanischen Elementen entfernte Schrauben – obwohl das nach BetrSichV als Gesetzesverstoß gilt. Zeitdruck, Ergonomie oder dadurch scheinbar verbesserte Prozessabläufe waren dafür der Anlass. Dabei unterschätzt die Mehrzahl der Mitarbeiter die daraus resultierenden Gefährdungen teils erheblich. Aufgrund der hohen Sicherheits- und Haftungsrisiken stehen Anlagenbetreiber in Das Wachstum der Marke Rembe in den vergangenen Jahren hat zu einer erheblichen Umstrukturierung geführt. Das Unternehmen war bisher in drei Geschäftsbereiche unterteilt: Explosionsschutz, Druckentlastung und Industrielle Messtechnik. 1998 wurde außerdem die Kersting GmbH Sampling + Grounding mit den Geschäftsfeldern Probenahme und Erdung ins Leben gerufen, 2006 die Rembe Fibre Force GmbH, Spezialist für faseroptische Sensoren. 2015 wurde sowohl die Rembe GmbH Safety + Control umstrukturiert, als auch ein neues Unternehmen gegründet: die Rembe Kersting GmbH. Die Division Industrielle Messtechnik sowie die Kersting GmbH Sampling + Grounding haben sich unabhängig von einander über mehrere Jahrzehnte zu Experten der Schüttgutindustrie entwickelt. Daraus entstand die Vision, beide zur Rembe Kersting GmbH zusammenzuführen. Das neu entstandene Unternehmen vereint nun das gesamte Know-how zum Thema Schüttgut und liefert weltweit alles rund um die Themen Messen, Wiegen, Beproben und Erden. 50 VERFAHRENSTECHNIK 11/2016

BETRIEBSTECHNIK der Verantwortung, dem wirkungsvoll zu begegnen. Eine offene Sicherheitskultur, wiederkehrende Schulungen und Kontrollen sind aber nur die halbe Miete. Bereits der Einkauf muss bei Schutzeinrichtungen bestimmte Punkte beachten. Zum einen sollten die Systeme für die Mitarbeiter leicht zu verwenden und zu warten sein. Zum anderen sollten möglichst nur Systeme zum Einsatz kommen, die bereits so konstruiert sind, dass sie nicht oder nur schwer verändert werden können. Ein Beispiel dafür ist die flammenlose Druckentlastung von Rembe. Flammenlose Druckentlastung In staub- und gasexplosionsgefährdeten Anlagen sind unter anderem Filter, Trockner oder Zyklone zu schützen. Ein speziell entwickelter Edelstahl-Mesch-Filterkorb kühlt die heißen Flammengase unmittelbar ab, was das austretende Gasvolumen reduziert und so die Explosion eliminiert. Auch innerhalb von Gebäuden, wo kein Sicherheitsbereich zum Entlasten der freigesetzten Stäube und Flammen vorhanden ist, besteht so kein Risiko für Personen und Anlagenteile. Ohne Druckentlastung wäre die sich ausbreitende Explosion über kosten- und wartungsintensive Abblasekänale nach außen zu leiten. Zumal sie einem Druck Stand halten müssen, der mit zunehmender Entfernung vom Explosionsherd noch zunimmt. Die flammenlose Druckentlastung mit einem Q-Rohr oder einer Q-Box ist eine Flammenfalle mit integriertem Druckwellenabsorber. Weder Flammen noch Druck treten aus, weil die Explosion durch den Hitzeentzug in sich zusammenfällt. Die für eine Explosion typische Druckerhöhung und Lärmbelastung wird auf ein Minimum reduziert. Das im Q-Rohr und in der Q-Box eingesetzte Spezialgewebe hat zudem eine Filterfunktion, die Staub effektiv zurück hält. Das Q-Rohr ist auch für Gase und hybride Gemische zugelassen. In Q-Box und Q-Rohr ist eine Berstscheibe mit Signalgeber integriert. Spricht die Berstscheibe an, wird das dem übergeordneten Prozessleitsystem gemeldet. Beide Entlastungssysteme sind wieder einsetzbar, nachdem die Flammenfalle gereinigt und die Berstscheibe ausgetauscht wurde. Manipulationssichere, flammenlose Druckentlastung: Q-Rohr (links) und Q-Box (rechts) Nieten statt Schrauben Ingenieure begegnen in den Anlagen immer wieder auch Nachbauten des Q-Rohrs zur Druckentlastung. Diese reichen sowohl in puncto Anlagensicherheit, als auch beim Schutz gegen Manipulation nicht an die eigenen Standards heran. Die Nachbauten werden zum Teil starr verschweißt. Im Falle einer Druckentlastung können die Schweißnähte aufreißen und so Menschen, Anlagen und die Umwelt gefährden. Beim Original der flammenlosen Druckentlastung, dem Q-Rohr sowie der Q-Box, sind Druck tragende Elemente flexibel verbunden, damit sie die Explosionsdruckwelle schadlos absorbieren können. Nieten ist auch eine konstruktive Maßnahme, um unerwünschte Eingriffe in die Schutzeinrichtung von vornherein zu erschweren oder zu unterbinden. Der Grund: Schrauben können sich lösen oder aber auch leicht gelöst werden. Beides ist bei einer Niete unmöglich bzw. nur mit erheblichem Aufwand zu realisieren. Sorgfältige Auswahl Nicht nur verfahrenstechnische Kenndaten des Produktes und die anlagenspezifischen Randbedingungen müssen bei der Auswahl des richtigen Schutzsystems berücksichtigt werden. Aspekte der Manipulationssicherheit zählen mittlerweile genauso dazu. Die flammenlose Druckentlastung mittels Q- Rohr ist ein Beispiel für eine konstruktive, gegen nachträgliche Manipulationen gesicherte Schutzeinrichtung. Mehr und mehr Anlagenbauer und Betreiber achten zudem auf eine ordnungsgemäße Zertifizierung und Kennzeichnung der Schutzsysteme und Anlagenkomponenten. Diese könnten künftig auch die Sicherheit gegen unerwünschte Eingriffe im Betrieb einschließen. Das dürfte umso wichtiger werden, je mehr verfahrenstechnische Unternehmen im Ausland produzieren. Regional und kulturspezifisch herrschen hier mitunter noch einmal andere Konventionen im Umgang mit Schutzsystemen. Eine prozessgerechte Konstruktion von Schutzeinrichtungen sollte nicht nur Sicherheit bieten, sondern darüber hinaus optimierte Abläufe unterstützen. Die Anlagenbetreiber dürften die Systeme künftig stärker daran messen, wie sie die Produktivität der Anlagen unterstützen. Hersteller von Schutzeinrichtungen sollten diese Aspekte – neben der Sicherheit vor Manipulation – bereits beim Design der Komponente beachten. Das erfordert, frühzeitig die Perspektive des Anwenders und Betreibers einzunehmen. Fotos: Fotolia, Rembe www.rembe.de Gefahrstofflagerung. Sicher. Energieeffizient. NEU. SAFE Tank CONTROL & SAFE Tank ECO - die intelligent weiterentwickelten Gefahrstofflager. SAFE Tank CONTROL SAFE Tank ECO Höchste Sicherheit durch automatisierte Explosionsschutzeinrichtung. Optimierte Energieeffizienz durch bedarfsgerechte Lüftungssteuerung. SÄBU Morsbach GmbH | Tel.: 02294 694-0 | E-Mail: safe@saebu.de www.fladafi.de Säbu.indd 1 21.10.2016 09:07:30 VERFAHRENSTECHNIK 11/2016 51