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Verfahrenstechnik 1-2/2016

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BETRIEBSTECHNIK

BETRIEBSTECHNIK Zertifiziertes Wasser Good Manufacturing Practice (GMP) für den Bau von Pharmawasser-Anlagen Birthe Heil, Thomas Mumcuyan Wasser ist ein elementarer Bestandteil der meisten Dar reichungsformen in der Pharmaindustrie und kritisch zu betrachten. Da eine Prüfung zur Freigabe für die Verwendung sehr aufwändig wäre, ist eine reproduzierbare Qualität unerlässlich. Durch eine professionelle Planung und Umsetzung der Pharmawasseranlagen mithilfe der Vorgaben eines hoch regulierten GMP-Umfeldes trägt ein Anlagenbauer dem Rechnung. Autoren: Birthe Heil, Quality Assurance; Thomas Mumcuyan, Head of Quality Assurance; beide BWT Pharma & Biotech GmbH, Bietigheim-Bissingen Good Manufacturing Practice (GMP) oder auch Gute Herstellungspraxis ist der Oberbegriff für Regularien und denen sich daraus ergebenden Anforderungen und Maßnahmen, die der Reproduzierbarkeit einer definierten Qualität in Herstellung und Umgang von Arzneimitteln und Wirkstoffen dienlich sind. Diese, in der Richtlinie 2003/94/EG für Humanarzneimittel festgelegten Grundsätze, werden im EU-GMP- Leitfaden aufgegriffen und interpretiert. Hier werden auch die Anforderungen an das genutzte Pharmawasser gestellt. In Anbetracht dessen ist der EU-GMP-Leitfaden auch für BWT bindend, wodurch sich die Liste der geltenden Regularien wie folgt zusammensetzt: n Europäisches Arzneibuch (Pharmacopoea Europaea, Ph. Eur.) n Amerikanisches Arzneibuch (United States Pharmacopeia, USP) n Japanisches Arzneibuch (Japanese Pharmacopoeia, JP) n EU-GMP-Leitfaden n ISPE Engineering Baseline Guide, Vol. 4 „Water and Steam Guide“ n ISPE Good Practice Guide „Commissioning and Qualification of Pharmaceutical Water and Steam Systems“ n GAMP 5 n 21 CFR Part 11 „Electronic Records and Signatures“ n FDA „Guide to Inspections of High Purity Water Systems“ n EMEA „Note for Guidance on Quality of Water for Pharmaceutical Use“ n PIC/S-Document PI 006 „Recommendations on Validation Master Plan, Installation and Operational Qualification, Non-sterile process validation, Cleaning validation“ n ICH Q8,Q9,Q10 Der nächste Schritt zu einer optimierten Prozesswasseranlage liegt in der Qualifizierung, also im Nachweis, dass die Zweckmäßigkeit der konstruierten Anlage innerhalb der definierten Akzeptanzkriterien gegeben ist. Die Qualifizierungsstrategie orientiert sich dabei stark am Annex 15 der EU-GMP Leitfadens sowie am PIC/S-Dokument PI 006. Je nach Kundenanforderung werden übergreifende Dokumente erstellt, die alle notwendigen Aktivitäten auf- und nachweisen. Dies beginnt bei der Design Qualification (DQ), deren Ziel ein einvernehmliches Verständnis von der Anlagenplanung und -konstruktion ist. Formal bedeutet dies der Abgleich von den Kundenanforderungen mit der von BWT aufgestellten Spezifikation. Nach dem sogenannten Design Freeze und dem erfolgten Anlagenbau findet der Factory Acceptance Test in der Fertigungsstätte statt, das zusammen mit dem Kunden durchgeführt wird. Hier überzeugt er sich persönlich davon, dass alle Anforderungen eingehalten wurden. Im Falle der Standardanlagen des Herstellers findet hier auch schon die Installation Qualification (IQ)- Phase statt. Sie weist die korrekte Installa­ 38 VERFAHRENSTECHNIK 1-2/2016

BETRIEBSTECHNIK Die Kombination von GMP und dem PDCA-Zyklus der ISO 9001 tion und das Vorhandensein der vollständigen Dokumentation nach. Je nach Auftrag findet nach der Auslieferung und Montage beim Kunden noch die Installation Qualification (IQ), auf jeden Fall aber die Operational Qualification (OQ) statt. In der OQ-Phase wird gezeigt, dass die ordnungsgemäße Funktion innerhalb des definierten Arbeitsbereichs gegeben ist. Nach erfolgreichem Abschluss der oben genannten Phasen wird die Anlage im Rahmen des Site Acceptance Test (SAT) an den Kunden übergeben. Sämtliche Phasen und Abschnitte werden durch ein lückenloses Abweichungsund Änderungsmanagement dokumentiert. Dadurch ist sichergestellt, dass alle vom Plan abweichenden Tätigkeiten aufgezeichnet, nachverfolgt und abgearbeitet werden. Wie passen GMP und ISO zusammen? Während sich die ISO-Norm 9001 auf die Qualität der Prozesse eines Unternehmens in Form des ganzheitlichen PDCA-Zyklus konzentriert, zielt GMP auf die Qualität der Produkte und auf die Einhaltung der Regularien ab. Die produktbezogene Orientierung manifestiert sich in der Nutzung einzelner voneinander unabhängiger Elemente zur Qualitätssicherung. Die ISO 9001 betrachtet das Gesamtsystem, mit der Produkt bzw. Dienstleistung realisiert werden. Auch im GMP-Umfeld wird durch den EU-GMP-Leitfaden die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems gefordert. Dabei ist die Strukturierung eines solchen Systems im Leitfaden Teil II stark an die 9001er ISO Norm angelehnt. Im Laufe der Zeit haben sich viele Regularien und Gesetze entwickelt, die innerhalb ihres Geltungsbereichs unterschiedliche Anforderungen an den gleichen Sachverhalt hatten. Durch die Gründung diverser Gremien wie beispielsweise der ICH (International Con ference on Harmonisation) wird das Ziel verfolgt, diese Regularien zu harmonisieren, um deren Umsetzung zu vereinfachen. Dabei fließen in zahlreichen Leitfäden Elemente aus der ISO ein wie beispielsweise in die ICH Q10, in der eine Möglichkeit zur Einführung eines ISO-basierten pharmazeutischen Qualitätsmanagementsystems beschrieben wird. Ebenso fand die ISO Norm Einzug in die FDA-Leitlinie für Qualitätssysteme (Guidance for Industry Quality Systems Approach to Pharmaceutical CGMP Regulations). Wie garantiert BWT die Qualität? Sämtliche Prozesse werden zunächst über das Risikomanagement analysiert. Weiterhin ist BWT ISO 9001 zertifiziert, entsprechend sind alle Prozesse in SOPs niedergeschrieben, deren Sinnhaftigkeit und Plausibilität in regelmäßig stattfindenden internen Audits überprüft wird. Die regelmäßigen Audits haben bewusst einen ganzheitlichen Ansatz. Somit wird sichergestellt, dass z. B. auch die Prozesse der Lieferanten den Vorstellungen entsprechen und transparent sind. Durch das Qualitätsmanagement sind eindeutige Qualitätsziele wie 100%ige Kundenzufriedenheit, optimale Projektabwicklung und effizientes Zeitmanagement vorgegeben, denen spezifische Kontrollpunkte zugeordnet sind. Definierte Kenngrößen bilden die Effizienz unserer Prozesse und Qualitätsziele ab und bieten die Grundlage, auf die der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) zugreifen kann. Zuletzt sei der hohe Standardisierungsgrad durch die Plattformlösungen (package units) genannt. BWT Pharma & Biotech arbeitet mit bewährter und ausgereifter Technik, die sich in kompakten und wartungsfreundlichen Bauweisen wiederspiegelt. Dies ermöglicht eine sehr gute Vergleichbarkeit und damit einhergehend eine hohe Sicherheit für den Kunden, ohne Innovationen und Änderungen von Regularien auszugrenzen. www.bwt-pharma.com VERFAHRENSTECHNIK 1-2/2016 39